Wochenend-WalkmanDiesmal mit Drugdealer, Young Thug und Masayoshi Fujita & Jan Jelinek

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.

Drugdealer – The End of Comedy Cover WW 09092016

##Drugdealer – The End of Comedy
Ji-Hun: Michael Collins aus Los Angeles hat ein neues Projekt mit dem fulminanten Namen Drugdealer gestartet. Zuvor ist Collins mit seinen Projekten Run DMT und Salvia Plath an die Underground-Öffentlichkeit getreten. Bei Drugdealer versammelt er die Beletage der L.A.-Indiehelden um sich. Allen voran Ariel Pink, Natalie Mering, Danny James und die Band von Mac de Marco. Einen wunderbaren retroiden Sound amalgamiert Drugdealer hier zusammen. Surfeinflüsse, 60er/70er, George Harrison, Psychedelic, Beach Boys, Yacht Rock, The Carpenters, Jazz der New Yorker Prägung und LoFi. Ein Sunshine-Optimismus, der nicht ohne charmant-zynische Note auskommt, dennoch nie abgehoben-arrogant ist oder gar komplett verstrahlt. Ein paar Pappen dürften hier dennoch eingeklinkt worden sein und den Humor von Songtiteln wie „It’s Only Raining Right Where You’re Standing“ teile ich ganz unvoreingenommen. Ein adäquater Soundtrack für den dankbaren und gnädigen Spätsommer 2016. Zeit für Darkness bleibt mit Sicherheit noch genug. Brrr. Hat hier jemand Berliner Winter gesagt?

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Young Thug No My Name Is Jeffery Walkman

##Young Thug – No, My Name Is JEFFERY
Benedikt: „I feel like there’s no such thing as gender,“ sagte Young Thug im Sommer, als er sein Gesicht neben Frank Ocean, Tommy Genesis und Kate Moss für die neue Kampagne von Calvin Klein in die Kamera hielt. Aber Young Thugs Identität bleibt auch abseits Gender und Sexualität fluid, da bringt die halboffizielle Änderung des Albumnamens von „Jeffery“ zu „No, My Name Is Jeffery“ nur scheinbare Konkretisierung. Die Tracks sind nach anderen Künstlern, Idolen und Freunden benannt: „Wyclef Jean“, Produzent „Swizz Beats“, das Meisterwerk der Platte heißt „Kanye West“. Inhaltlich haben die Songs wenig bis nichts mit ihren Namensgebern zu tun. Young Thug hält die lyrische Balance zwischen feminin und maskulin, verwandelt Verspieltheit innerhalb von Sekunden in totalen Ernst, erlebt Liebe als Wärme und Kälte gleichermaßen. Sein Flow bleibt einzigartig, Hooks werden zu Versen, Verse werden zu Hooks, das eigene Echo wird zur Hook in der Hook. An nichts lässt sich festhalten. Die Konturen des Künstlers Young Thug sind undefinierbar wie die einer Wolke aus der es mal blitzt und donnert, mal regnet und die dann wieder den Blick auf die Sonne freigibt. Young Thug, Rapper, Fashion-Ikone, Perfektionist, verwischt alle Grenzen zwischen Künstler und Jeffery Williams und bringt mit seiner besten Platte seit „Barter 6“ das Gefühl des überirdisch undefinierbaren Popkünstlers in die Welt von HipHop, und zwar auf eine Art und Weise zu der Kanye West niemals in der Lage wäre.

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Masayoshi Fujita Jan Jelinek Schaum Cover

##Masayoshi Fujita & Jan Jelinek – Schaum
Thaddeus: Manchmal ist Geräusch gut. Jan Jelinek hat sein ganzes musikalisches Leben lang damit gearbeitet und das Brummen, Surren, Zurren, Fiepen und Fiepen strukturell in seine Projekte eingebaut, als Hintergrund-Futter oder offensichtlichere Ausgangspunkte, um die sich die restlichen Elemente seiner Kompositionen arrangierten. Aus seinem House ist schon längst Klangkunst geworden, gespickt mit hörspieligen Automatismen in dunkelgrünem Rauschen. Gut kaschierte Emphase. Das dunkle Grün ist ein Farbton, den ich auch mit Masayoshi Fujita assoziiere, den großen Vibraphonisten, der hier schon zum zweiten Mal gemeinsam mit Jelinek ein Album vorlegt. Gemeinsam entwerfen sich das musikalische Equivalent eines Lichtfeld-Sensors, der in ruhigem Puls immer wieder den Fokus wechselt. Jelinek orchestriert einen dickstens wattierten Flohzirkus aus zersetzter Hektik, Fujita verdichtet und konkretisiert diese ungewöhnliche Wall Of Sound an seinem Instrument. Es beginnt orientierungslos. Wo bin ich, wer bin ich und was soll ich hier, in dieser mir unbekannten Umgebung, in der jeder Partikel noch unbekanntere Klänge produziert. Doch hat man sich einmal darauf eingelassen, kann man dieser künstlichen Welt ziemlich formidable versinken oder zumindest in sie eintauchen. Die sich aufbauenden Strukturen sind so blass, das sie zunächst gar nicht ersichtlich in Erscheinung treten. Doch ganz tief unten, am Boden dieses bizarren Etwas, ist es wunderschön.

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