Mix der Woche: Damian.ThornPlötzlich im Schlamm versunken

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Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier ist vom Berliner Damian.Thorn, aufgenommen am vorletzten Wochenende auf einem im Schlamm versinkenden Festival an Polens Ostseeküste.

Sonntagnachmittag, Plötzlich Am Meer 2016. Nachdem es in zwei der drei Festivalnächte geregnet oder vielmehr aus Eimern geschüttet hat, befinden sich auf dem Gelände keine Besucher ohne Gummistiefel mehr. Wer keine hat, versucht abzureisen oder steht dank einer Plastiktüte um die Socken (klingt klug!) im eigenen Saft (ist es aber nicht). Aber das mit dem Abreisen ist so eine Sache, wenn hunderte Autos im Schlamm versunken sind und selbst die zur Rettung gerufenen Radlader entweder stecken bleiben oder 40cm tiefe Furchen hinterlassen, denen mit Auto dann doch kein entkommen ist. Über Wochen wurde geschreinert, genagelt, dekoriert, tausende Arbeitsstunden wurden in aufwendige Bühnenarchitektur und einzigartiges Lichtdesign investiert. Aber der einzig halbwegs trockene Ort des Festivals ist am dritten Tag der Strand. Wer eingesehen hat, das sich das Thema Abreise für die nächsten 5-10h erledigt hat, kehrt dorthin zurück. Vom Festivalgelände aus sind es gut fünf Minuten, vorbei an Imbiss- und Getränkeständen der Einwohner, durch ein Waldstück – Achtung mehr Schlamm! –, bis sich die auch im August arschkalte Ostsee vor einem erstreckt. Davor: Sandstrand, die Bar, die Tanzfläche, die „Tentakelbar“. Am Freitag wurde der Floor von Rampue eröffnet, während um ihn herum noch die letzten Bretter angeschraubt wurden. Am Sonntagnachmittag liefert der Strand das angemessene und wunderbare Kontrastprogramm zum Drama auf dem Campingplatz, gestaltet vom Berliner Damian.Thorn.

Mit in weiten Teilen klassischer House Music liefert Damian.Thorn Abwechslung zum ansonsten doch sehr Techhouse-Gebimmel dominierten Festival. Zwar wirds hier und da pathetisch, aber das ist ok, das bringt so ein Festivalnachmittag mit sich. Auf was er allerdings fast komplett verzichtet, ist kitschiger, sommerlich runder Oh-guck-mal-wie-schön-das-Meer-aussieht-House. Eine leichte aber präsente Ernsthaftigkeit schwingt in den zwei Stunden des Berliners mit. Denn die weniger angenehmen Tatsachen im Hinterkopf lassen sich doch nicht ganz vergessen: kalte, nasse Füße, das Auto steckt im Schlamm, das Zelt ist geflutet und dazu einen Sumpf weit entfernt. Und auch jetzt will die Sonne sich nicht wirklich blicken lassen. Damian.Thorn fängt die nicht völlig befreite Stimmung dieses Nachmittags ein, trifft sie musikalisch perfekt, lässt Platz für technoide Ausbrecher und leise Töne gleichermaßen – bis der Strand schließlich zu schweben scheint. In Zeiten fertig vorbereiteter Playlists passen Mix, Crowd und Setting selten so perfekt aufeinander.

Ob das Set auch losgelöst vom Setting funktioniert? Für alle Dabeigewesenen mit Sicherheit. Allen anderen mögen diese Bilder einen Eindruck verschaffen.

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Zweck der Reise war ein Dokumentationsfilm über das Festival. Bis zu dessen Fertigstellung wird aber noch ein bisschen Zeit vergehen. Wenn es soweit ist, werdet ihr es erfahren.

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