Wochenend-WalkmanDiesmal mit Studio OST, Weval & den Red Hot Chili Peppers

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Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.

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##Studio OST – Scenes 2012-2015
Thaddeus: Die beste House Music wird ja bekanntlich von Menschen und nicht von Maschinen gemacht und obwohl ich diese beiden Humanoiden hier – Alvin Aronson und Galcher Lustwerk – nicht kenne, was nicht weiter wild ist, denn sie heißen bestimmt sowieso ganz anders, bin ich ab sofort Fan. House hat sich in den vergangenen Jahren mehrmals um die eigene Achse gedreht und sich dabei sehr verändert. Die Tracks der beiden Produzenten interessieren sich nicht dafür. Der Sound des Albums atmet Geschichte. Nicht die schwere, sich an der eigenen Widersprüchlichkeit eines in die Jahre gekommenen Genres, nein, nein, nein. „Scenes 2012-2015“ atmet Schwerelosigkeit, rekonstruiert einen Moment auf der musikalischen Zeitachse, in der alles möglich schien, weil faktisch so gut wie gar nichts möglich war. Einfache Stücke, einfache Strukturen. Dafür die umso besseren Ideen mit ausgeprägtem Fokus. Hier ein Loop, dort ein bisschen Percussion-Geklapper, vor allem aber immer die genau richtig austarierte Stimmung. Immer sehr moody. Immer sehr gut. Auf dieser Doppel-LP sind Tracks versammelt, die heutzutage kaum noch aufgelegt werden. Der Tross ist weitergezogen. Zurück bleiben die, die es schon immer besser wussten. Das hier, das ist keine auf dem Silbertablett servierte Nostalgie, das ist Astronautenkost für die, die niemals loslassen werden.

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weval

##Weval – Weval
Jan-Peter: Ich habe die Releases von Kompakt eine ganze Weile nicht mehr so richtig verfolgt, auch die Alben nicht. Große Nummern gab es da. „Trust“ von Kaito zum Beispiel habe ich kürzlich wieder gehört, weil der Nachwuchs das Album zielgerichtet aus dem Regal gezogen hat und auf den Boden hat fallen lassen. Da lag es dann und interpellierte seine Anhörung. Nach „The Follower“ von The Field kommen jetzt Weval aus Amsterdam mit ihrem gleichnamigen Album auf dem Kölner Label raus, nach einer EP und einer Single, die sie hier schon veröffentlicht haben. Auch für einen Bitterlimo-Hersteller haben Weval – Harm Coolen und Merijn Schotte Albers – schon mal einen Track beigesteuert, Penélope Cruz bahnt sich zu ihrer Musik den Weg durch den Club oder das, was sich Getränkeunternehmen unter einem Club vorstellen. 12 popformatige Stücke (anders als die Fast-Zehn-Minuten-Klopper von Kaito oder The Field ist hier fast alles in radiozulässiger Länge) hat das Album zu bieten. Melancholisch-melodiös, slow, groovig. Ich nenne das jetzt mal „Deep Tech House“ und würde dafür vom Kollegen Kim vermutlich eins vor den Latz geknallt bekommen, aber der ist gerade auf Wellness-Wanderung in Tirol. „Square People“ ist mein Favorit. Ein Track, der nach hinten raus einen ganz tollen Klang bekommt. Und dann einfach aus ist, wenn die Sonne gerade so richtig aufgeht. Jammer! Das ist Niederländisch und heißt schade. Noch mal von vorne hören.

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Red Hot Chili Peppers

##Red Hot Chili Peppers – The Getaway
Benedikt: Das elfte Studioalbum der Red Hot Chili Peppers ist da. Und während gerade die ersten Tracks durchlaufen, schwindet die Hoffnung auf energetisches Album à la „By The Way“. Na klar ist Fleas unverkennbarer Stil an der Bassgitarre von Sekunde Eins an präsent. Natürlich nimmt Anthony Kiedis wundervolle Stimme den Hörer von Anfang an gefangen. Aber richtig laut wird es nicht, die RHCP setzen den mit „Stadium Arcadium“ begonnenen Funk-Sound fort, vielleicht kann man sogar von Weiterentwicklung sprechen. Das ist ok, die RHCP werden auch älter, endlich erwachsen. Ich bin ja auch nicht mehr der Indie-Teenie, der mit dem Riff von „Can’t Stop“ seine E-Gitarre und die Eltern quält. Trotzdem würde ich mir nichts lieber wünschen, als einen Track der Red Hot Chili Peppers, in dem die Power eines „By The Way“ oder „Can’t Stop“ wieder auflebt – in neuer, anderer Form. Aber die Jungs haben mich in dieser Hinsicht schon mit den letzten beiden Alben hängen gelassen. Beim dritten Mal tuts nur noch halb so weh. Dass „The Getaway“ trotzdem ein großartiges Stück Musik ist – eh klar.

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