Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Gold Panda – Good Luck And Do Your Best
Ji-Hun: Der Brite Derwin Schlecker, besser bekannt als Gold Panda, lebt mittlerweile (natürlich) in Berlin und wie kaum ein anderer steht er für die transzendenten Schnittmengen zwischen Electronic, House und Indie. Man ist manchmal dazu verleitet, ihn mit seinem City-Slang-Label-Kollegen Caribou zu vergleichen, was auch am Tiernamen liegen mag, oder auch am ähnlichen Fokus, was die Genres anbetrifft. Die Sounds und die Ansätze könnten aber doch unterschiedlicher kaum sein. Gold Panda samplet sich im wörtlichen Sinne durch die Welt. Reist er, ob in Japan oder anderen entlegenen Kontinenten, saugt und nimmt er alle möglichen Klänge auf und bastelt aus ihnen Tracks, die durch die Arbeit von Schlecker eine ganz eigene Klasse bekommen. „Good Luck And Do Your Best“ strahlt, funkelt und ist ganz nah an der Sonne. Es ist eines seiner besten Alben geworden und jetzt schon definitiv eines der Highlights des Jahres.
Flume – Skin
Benedikt: Großes Talent, ohne Frage. Trotzdem hat mich Flumes selbstbetiteltes Debütalbum (2012) nie wirklich einfangen können, seine Remixe von Künstlern wie Lorde oder Disclosure schon eher. Was mich aber von Anfang an beeindruckt hat: Der Australier hat eine unverkennbare, akustische Handschrift. Schwer aber schwungvoll schleppen sich Synthieflächen durch die Takte. Mal geradeaus, mal unerwartet die rechte oder linke Abzweigung nehmend. Diesem Sound ist Harley Edward Streten auch auf „Skin“ treu geblieben, nur hat er sich noch mehr und noch prominentere Gäste ins Studio geholt: Vic Mensa, Vince Staples, Raekwon, Aluna George, Little Dragon und Beck sind unter anderem dabei. Aber wieder sind es nur einzelne Tracks die hängenbleiben, an „Smoke & Retribution“ und „You know“ habe ich mich zum Beispiel von Sekunde 1 an festgehört. An das Album als Ganzes – nicht. Flumes Sound will zu viel, als dass ich ihn über die vollen 16 Tracks auf einer Stunde Spielzeit hören könnte. Via Instagram hat Flume jede Menge Details zu einzelnen Tracks verraten. So erzählt er über die Entstehungsgeschichte zu „Smoke & Retribution“: „I started this beat in the back of a van on the way to Vegas. Usually, I start the beat first, and then the rapper gets involved. This time it was different, I had Vince's vocal first, and wrote the music around it. I enjoyed working this way because it allowed me to customize the music around the rhythm of the rap. I love the masculine/feminine contrast of Vince & Kučka's vocals together.“
##Space Dimension Controller – Orange Melamine
Thaddeus: Es wird wieder Zeit für die Sternenguckerei. Das ging zu der Musik von Jack Hamill schon immer ganz besonders gut, seine Stücke waren jedoch meist so grell, das man ein Tuch über sie legen musste, um den Himmel überhaupt erahnen zu können. Und doch passten sie so wundervoll zum nächtlichen Stillstand, den Hamill mindestens ebenso wunderbar mit einer musikalischen VHS-Ästhetik kontrastierte, mit Weltraum-Fantasien vollgestopft, Computerspiel-Screenshots in 7 1/2 Bit, in denen K.I.T.T. durch die Tron-Kämpfe wirbelt und sich dabei nicht mal einen Kratzer am Lack einfängt. Space Dimension Controller ist eine große Erinnerung. Da passt es gut, dass dieses neue Album hier gar nicht neu ist, im Gegenteil. Die Tracks stammen allesamt aus dem Jahr 2008, im Kinderzimmer in Belfast zusammengeschraubt, als Album konzipiert, aber offenbar nie veröffentlicht. Hier folgt ein rohes Ei dem nächsten, hingeschmissen, sehr lofi, das ging 2008 eigentlich schon eleganter. Doch daran hat und hatte Hamill offenbar kein Interesse. Gut so. Referenzen und Einflüsse sind hier noch nicht so gut kaschiert wie auf späteren Platten. Jeder Takt atmet das Erbe der britischen Post-Rave-Musik, alles fließt und fiept und bleept und zirpt, so wie R2-D2 auf Acid und doch ist es der perfekte Soundtrack für den Blick in den Himmel. Im Kern von Hamills Musik herrscht Ruhe. Und Ruhe ist wichtig. Wichtig ist auch, dass das Album jetzt endlich auf Ninja Tune erscheint. Dieses Melamin, diese Basis für Klebstoff, ist der Kit, den unser Playlist-Leben braucht.