Die ganze Woche über filtert unsere Redaktion Themen, Trends und Phänomene. Immer sonntags stellen wir hier in der Leseliste Artikel zusammen, die uns positiv aufgefallen sind. Twitter aus, Leselampe an!
##Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Heute erhält Internet-Guru Jaron Lanier den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Byung-Chul Han, Autor meist knapp gehaltener, teurer Essay-Bände wie „Müdigkeitsgesellschaft“ und zuletzt „Psychopolitik“, hält das für einen Fehler: Laniers Idee eines weltweiten Micropayment-Systems, das für die von Großkonzernen gesammelten Nutzerdaten belohnt und dadurch verlorene Machtsymmetrie ausgleicht, findet er völlig abstrus. Ist es auch. Was er in seinem Widerspruch allerdings schuldig bleibt, ist eine Konkretisierung seiner Forderung, „gemeinsam digitale Strategien der Freiheit“ zu entwickeln. Ja, wie denn? Vielleicht schreibt er darüber in seinem nächsten knappen, teuren Essay-Band - denn einen Weg, drängende Fragen zu Demokratie und Freiheit im Zeitalter des Digitalen zu ökonomisieren, hat Han zweifellos für sich gefunden. Den Friedenspreis indes hätte man dieses Jahr besser Ossi Urch verliehen. Leider posthum.
„Das Urteilsvermögen von Jaron Lanier ist offenbar sehr begrenzt.“
##Microsoft: Willst du der neue CEO sein?
Unternehmen wie Apple, Google und Facebook bestimmen schon lange unseren Alltag. Auch Microsoft tut das, doch Windows und Office wirken piefig und nicht mehr zeitgemäß in Zeiten des digitalen Hier und Jetzt, ein bisschen obsolet sowieso. Auch wenn es dem Unternehmen finanziell bestens geht: Hip ist anders. Bethany McLean hat für Vanity Fair den Gründer Bill Gates, den aktuellen CEO Satya Nadella, aber auch den Lieblingsrabauken der Tech-Branche, Steve Ballmer, interviewt und zeichnet nicht nur die Geschichte der Firma eindrucksvoll nach, sondern erklärt auch, warum Microsoft heute dort steht, wo es steht: Ohne wirkliche Zugkraft auf dem Smartphone-Sektor und konfrontiert mit Umsonst-Angeboten, die Office zu einem guten Teil überflüssig machen. Falsche Entscheidungen mit Long Tail, persönliche Streitereien: Der neue CEO Nadella muss die Zügel in die Hand nehmen, um Microsoft fit zu machen für die Zukunft.
„Es ist wie bei Games Of Thrones. Wer bleibt, wer geht, das wird genau beobachtet.“
##Megadeth und das Internet
Preisfrage: Welche Band hatte die erste Website im Netz? Noch nie drüber nachgedacht? Zu lange her das alles? Die Antwort mag überraschend sein: Megadeth. Vor ziemlich genau 20 Jahren ging sie online, zeitgleich zum Release des damaligen neuen Albums. Zu verdanken ist das alles Robin Sloan Bechtel, heute erfolgreiche Venture-Capital-Auskennerin, mit einem Portfolio, bei dem einen schwindlig werden kann. Damals war sie bei Capitol Records in L.A. und war getrieben von der Vermutung, dass „Multimedia“ das Ding der Zukunft sei. Online war sie zu diesem Moment noch nicht. Auf Medium hat sie die Geschichte der Megadeth-Seite aufgeschrieben. Eine Erfolggeschichte mit einem Budget von 30.000 Dollar.
„Dann zeigte er mir dieses World Wide Web.“
##30 Jahre IBM Model M
Fakt 1: Wir brauchen echte Tastaturen, um Texte zu schreiben. Fakt 2: Das Model M von IBM war und ist die beste. Sagt Adi Robertson von The Verge und widmet dem Tipp-Klassiker eine Lobhudelei zum dreißigjährigen Geburstag. In Zeiten von Touchscreens und teils wackligen Laptop-Tastaturen vielleicht aus guten Gründen. Das Model M war durchdacht. Mechanisch und konzeptionell. Oft kopiert und nie erreicht. Und ein Meilenstein der Technik-Geschichte, ohne den unsere heutigen Keyboards nie denkbar gewesen wären. Im Privatmuseum von Brandon Ermita, einem Tastatur-Nerd (!), geht es um nichts anderes. Ist das Model M wirklich eines der wichtigsten Gadgets aller Zeiten?
„Du stirbst vor diesem Ding.“