They KnowFiktive Überwachungssoftware offenbart Dramatik digitaler Massenüberwachung
8.10.2014 • Internet – Text: Ji-Hun Kim„Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard. Finanzamt und das BKA, haben unsere Daten da.“
Seit Sommer letzten Jahres ist vieles anders geworden. Die Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden haben selbst kühnste Befürchtungen dystopischer Verschwörungstheoretiker wahr werden lassen. Auch wenn die Informationen über das Ausmaß der Massenüberwachung noch immer nur häppchenweise an die Öffentlichkeit gelangen, ist doch mittlerweile eines sicher: NSA, GCHQ, BND und die meisten anderen Nachrichtendienste auch greifen an privaten und persönlichen Daten alles ab, was irgend möglich ist. Ohne Verdachtsmoment, aus Sicherheitsgründen. Dass das in Zeiten von Facebook, Google. Smartphone und Co. mehr als eine Menge ist, zeigt das Abschlussprojekt des Studenten Christian Gross, das an der FH Potsdam entstanden ist.
Die Webseite „They Know“ ist Teil dieser Arbeit. Unter anderem gestaltete der Designer eine fiktive Software, in der alle Daten, die den Geheimdiensten zur Verfügung stehen, aufgearbeitet werden. Wie könnte eine Arbeitsoberfläche eines NSA-Mitarbeiters aussehen? Wahrscheinlich sehr ähnlich, wenn vielleicht auch nicht so gut designt? Weitere Bestandteile der Arbeit sind ein Video, diverse Infografiken und ein Manual, mit welchen Tools man arbeiten/leben kann, um den Datenkraken wenigstens ab und zu eine kleine Hürde aufzustellen. Ob diese helfen, ist fraglich. Allerdings ist die einzige Möglichkeit, das hochkomplexe, wie deprimierende Thema Überwachung zu behandeln, ein Bewusstsein darüber und im besten Fall konstruktive Diskurse zu schaffen. Das gelingt diesem Projekt ziemlich gut.