Auf dem Weg: Fusion Festival / Mecklenburg-VorpommernEine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
1.10.2014 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaDas erste Mal tanzen unter freiem Himmel. Auf der Fusion, 2010.
Einige Sommer ist es nun doch schon her, seit ich zum ersten und leider auch letzten Mal die Fusion besucht habe. Nach einer langen, schwierigen Zeit war meine Beziehung zu Ende gegangen und ich plötzlich Junggeselle in Berlin-Kreuzberg. Es war ein heißer Sommer in meiner kleinen Dachkammer. Aus diesem Berliner Zimmer wollte die schwüle Luft einfach nicht weichen.
So trieb ich mich viel auf den Straßen Kreuzbergs herum und war froh. Besonders froh war ich allerdings, für das SZ-Magazin ein damals noch recht neue Phänomen erforschen zu dürfen: Tanzen unter freiem Himmel. Wie der kluge Hendrik Lakeberg in der verschwundenen DE:BUG schrieb: Wenn man sowie so erst gegen drei oder vier Uhr in den Club geht, warum dann nicht gleich am Tage raus in die Natur zum Feiern?! Ganz falsch zitiert natürlich. So bin ich damals ganz unschuldig und unwissend, fast wie Eichendorffs Taugenichts, in die Elektro-Tanzszene gestolpert.
Immer angeleitet von einem der letzten großen Reporter, dem schlauen Christoph Cadenbach. Schon lange ein Fan seiner Texte, war es natürlich toll, für seine Geschichte diese Tanzbewegung zu erforschen. So bin ich dann auf der Fusion gelandet. Dort habe ich mich konspirativ unter die Tanzenden gemischt und nebenbei fotografiert. Leider ist später wegen einem meiner Bilder eine Beziehung in die Brüche gegangen. Aber wer mit fremden Frauen knutscht, der fordert das Schicksal heraus, auch unter tausenden Feiernden.
Dieser unwirkliche Morgen, an dem dieses Bild entstanden ist, war mein liebster Moment dieser Fusion und vielleicht sogar jenes Sommers 2010. Mehr gibt es zu diesem Bild nicht zu sagen. Außer vielleicht noch dies: Warum ist das Leben nicht öfter so voller Geheimnisse und Versprechen wie zum Sonnenaufgang auf der Fusion?
Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.