Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Reportage aus Manila
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat von Beginn an keinen Hehl daraus gemacht, was er mit den Drogenproblemen des Inselstaats vor hat: Bekämpfen mit Gewalt. Ganz offiziell gab er Dealer zum Abschuss frei, tausende sind seitdem auf den Straßen gestorben. Benedict Wermter war in Manila und hat für seine Reportage Nino Cerrado, einen Offizier in Manilas Anti-Drogen-Einheit und die Journalisten Kasey Moreno begleitet. Näher dran geht nicht.
„«Komm auf unsere Wache, wenn du den Geruch von Blut ertragen kannst, mein Freund», sagt Nino Cerrado irgendwann, er lacht, alle lachen mit, und die breite Hand im Nacken drückt zu.“
Für immer Urlaub
Hannelore Kix hat 45 Jahre in der Finanzbuchhaltung in Herford gearbeitet und ist nun Rente gegangen. „Nur noch ein paar Monate. Dann für immer Urlaub“, schrieb sie kurz vor ihrer Pensionierung ihrer Tochter und Zeit-Autorin Martina Kix über WhatsApp. Den letzten Tag dieser jahrzehntelangen Arbeit hat sie distanziert, subitil und gar nicht so aufbrausend sentimental dokumentiert. Mutter Kix war eben auch in der Finanzbuchhaltung.
„Unvorstellbar, aus heutiger Sicht: 45 Jahre beim gleichen Arbeitgeber. Die gleichen Kollegen in der Kantine treffen, den gleichen Kaffee aus der Thermoskanne trinken. Ich bin 32 Jahre alt und 14-mal umgezogen für Praktika, Ausbildung, Jahresverträge bei sechs verschiedenen Arbeitgebern.“
taz report 2021
Im „taz report 2021“ geht die Tageszeitung hart mit sich selbst ins Gericht. Erst werden die alten Grundsätze zitiert, dann hinterfragt und auseinandergenommen, Lücken im System offenbart und das Zusammenspiel zwischen Print und Digital zerpflückt. Der Verlag, so scheint es, hat den Sprung in die Gegenwart nicht geschafft und holt die Leserinnen und Leser nicht dort ab, wo die stehen. Damit steht die taz sicher nicht alleine da – auch andere Medienhäuser suchen immer noch nach einer nachhaltigen (Digital)Strategie. Wie in diesem umfangreichen Bericht jedoch – ganz der linken Tradition folgend – Probleme auf den Tisch (ins Netz) kommen, ist durchaus ungewöhnlich. Das reicht von relativ lapidaren Erkenntnissen (ePaper ist keine gute Strategie) bis zu einer klaren Marktanalyse der Mitbewerber und wie ein Nachahmen der Clickbait-getriebenen Realität großer Verlage im eigenen Haus aussehen könnte.
„Online ist manchmal ein bisschen first, meistens aber very last.“
Wie wir Sprachen lernen werden
Vokabelheft raus und büffeln – das soll morgen der Vergangenheit angehören oder besser heute noch, findet Trendforscher Peter Wippermann: Das Sprachenlernen der Zukunft soll mittels KI, VR und anderen digitalen Hilfsmitteln funktionieren. Das Schreiben, bis dato zentrale Kulturtechnik zum Erwerb von Fremdsprachen, werde dabei zugunsten kreativ-intuitiver Techniken zurückgedrängt. Basis dafür aber sei, man kann es sich schon denken, eine bessere Befähigung der Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Tools.
„In Deutschland wurde durch die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master ein industrialisiertes Lernen geschaffen. Es geht um Normierung, Beschleunigung, Effizienzsteigerung. Was herauskommt, werden Maschinen in Zukunft viel besser machen. Jack Ma, der Gründer von Alibaba, sagt, wir müssen vor allem kreativ sein – aber das lernen wir gar nicht.“