Leseliste 18. Februar 2018 – andere Medien, andere ThemenFacebook-Desaster, Metadaten-Chaos bei Spotify, whataboutmen, Hacken für Nordkorea

Leseliste Lead 20180218

Photo by Anders Nord on Unsplash

Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Das große Facebook-Desaster

Be Facebook läuft es seit Jahren nicht rund. Das Vertrauen der User bröckelt, die Feeds sind eine Katastrophe, Fake-News, russische Manipulationen bei der US-Wahl 2016 – seit zwei Jahren versucht Mark Zuckerberg das bröckelnde Gebilde wieder zu fixen. Die Reporter Nicholas Thompson und Fred Vogelstein haben für Wired hinter die Kulissen des Social-Media-Giganten geschaut und ein ziemlich angeschlagenes Unternehmen gefunden.

It appears that Facebook did not, however, carefully think through the implications of becoming the dominant force in the news industry. Everyone in management cared about quality and accuracy, and they had set up rules, for example, to eliminate pornography and protect copyright. But Facebook hired few journalists and spent little time discussing the big questions that bedevil the media industry. What is fair? What is a fact? How do you signal the difference between news, analysis, satire, and opinion?

Inside The Two Years That Shook Facebook And The World

Metadaten-Chaos bei Spotify

Die Geschichte, die Gabriel Yoran hier bei Zeit Online erzählt, ist höchst amüsant. Beim Hören des vom Algorithmus kuratierten Mix der Woche beim Streamingdienst Spotify, gerät er an ein ihm bekanntes Stück Klassische Musik des bekannten, finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara. Allein, er kennt es unter anderem Namen, von einem anderen Komponisten, geschrieben zirka sechzig Jahre vorher. Ist er einem Plagiat auf der Spur? Einem Notenklau, der gewohnte, rechtliche Streitereien um Samples locker in den Schatten stellt? Yoran macht sich auf die Suche, recherchiert, holt Meinungen ein. Und am Ende ist alles ganz anders.

„Es geht auf Mitternacht zu, als einer der Musikologen mir schreibt, ich müsse die Partituren beider Werke einsehen und die Noten vergleichen. Tatsächlich finde ich einen Verlag, der beide Werke verlegt und bestelle im Rechercherausch für 50 Euro Noten.“

Wie ich beinahe ein Plagiat enthüllte

Aber was ist mit Männern?

Man kommt an dieser Stelle nicht umhin, zunächst ein paar Worte über die Autorin zu verlieren: Jessica Eaton beschäftigt sich u. a. mit den psychischen Folgen sexueller Gewalt, dem Thema Victim Blaming, hat Coachings geführt, für Polizeibeamte, Sozialarbeiter und Psychotherapeuten. 2013 hat sie gemeinsam mit ihrem Mann die Eaton Foundation gegründet und das erste Mental Health Centre in UK, das ausschließlich Männer betreut, eröffnet. Sie ist bekennende Feministin und leidenschaftliche Bloggerin. Und man kann sich sicher sein: Sie kennt das Thema einschließlich aller Grautöne. An dieser Stelle schreibt sie in ihrem auch sonst höchst lesenswerten Blog über die in der Feminismus-Debatte immer wiederkehrende Frage seitens eines Geschlechts: „But what about men?“ Detailliert beschreibt sie ihre Erfahrungen mit dieser täglich zu lesenden Erwiderung und warum sie diese Frage absolut leid ist.

„I can’t tell you about the hundreds of messages or tweets we get asking ‘what about women?’ – because it’s never happened.“

Stop asking me ‘what about men?’

Office91

Wie leben eigentlich nordkoreanische Hacker? Sam Kim hat recherchiert und eine spannende Reportage für Bloomberg darüber geschrieben. Programmierer haben nur eine Aufgabe: Geld verdienen für den Staat. Und weil das Internet in der Heimat nicht gut genug ist, werden sie aus dem Land geschleust und verrichten im Ausland ihre Arbeit. Mit klaren Zielsetzungen bzw. einem Mindestumsatz. Apps, Online-Casinos, Games: Beim Hacking unter nordkoreanischer Ägide geht es gar nicht ausschließlich um Ransomware und Spionage – hier werden die Devisen verdient, die das sanktionierte Land so dringend braucht. Koste es, was es wolle. Denn die Programmierer leben zum Teil in katastrophalen Verhältnissen – immer be- und überwacht, vor Ort und aus der Zentrale in Pjöngjang, dem Office91. Wer nicht genug Umsatz macht, muss mit harten Konsequenzen rechnen. China – bisheriger Hotspot der Szene – geht mittlerweile verstärkt gegen diese Scheinfirmen vor, Nordkorea ist das egal. In Russland oder Malaysia gibt es auch schnelles Netz. Staats-Hacker ziehen oft um.

„Elite programmers? No way. We were just a bunch of poor, low-paid laborers.”

Inside North Korea’s Hacker Army

Wochenend-WalkmanDiesmal mit East Man, Elephants On Tape und Ashtar Lavanda

Die persönlichen Assistenten des KapitalsUnderstanding Digital Capitalism III | Teil 7