Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
##Siri denkt nicht!
Technik wird fähiger, gibt Antworten auf Fragen und schon reden Leute ständig davon, dass die Maschinen bald uns kontrollieren, statt wir sie, weil sie intelligenter sind oder sein werden. Mit Verlaub, das ist Bullshit. Denn der Glaube an diese Maschinenfähigkeiten ist vor allem eins: ein Glaube, resultierend aus mangelndem technischen Wissen. Die Fähigkeiten einer Maschine sind immer nur Kopie und solange wir nicht verstanden haben, wie zum Beispiel Bewusstsein und Kreativität wirklich funktionieren, – auf technischer Ebene – solange wird keine Maschine dazu fähig sein. „Digitalisierung“ war das Thema der letzten brand eins, die man nun nach und nach online lesen kann. Ein großer Artikel ist schon online, der sich mit ebenjenem Glauben an Technik befasst. Autor Wolf Lotter holt die Technikutopisten und -dystopisten langsam aber sicher zurück auf den Boden der Realität.
„Der Zweck der Übung ist es, den Umgang mit der künstlichen Intelligenz zu lernen – und sie vor allem in ihrer Entwicklung zu kontrollieren. Das ist ehrenwert. Sinnvoller wäre aber wohl Grundbildung in Naturwissenschaften und Informatik, damit solche Ängste erst gar nicht entstehen.“
##Kim Kardashian West
Das Leben ist zu kurz für Trash, und Kim Kardashian West ist Teil dessen. Period. Ende der Geschichte. Ja? Caity Weaver hat den Menschen, der an dem Hintern noch mit dran ist (Hallo Lucilectric) für GQ besucht und man stellt fest: KKW ist schon cool, irgendwie. Sie ist der Prototyp des modernen Stars schlechthin, der sich mannigfaltig darstellt, vermarktet und die Paris-Hilton-wofürwarichnochmalbekannt-Masche reichlich nach Nullerjahren aussehen lässt. Seit der Hochzeit mit Kanye West habe sich die bekannteste Tochter des Kardashian-Clans endgültig von einer Sexbombe zu einem Kunstobjekt transformiert, findet die Autorin dieses Portraits, und in Los Angeles gehört es mittlerweile gar zum guten Ton, Keeping Up With The Kardashians zu gucken.
„Keeping Up with the Kardashians has done much more to raise awareness of the Armenian genocide than Mad Men ever did, and Mad Men is an Emmy-winning drama no one was embarrassed to admit they watched.“
Kim Kardashian West on Kanye and Taylor Swift, What’s in O.J.’s Bag, and Understanding Caitlyn
Popstandort Deutschland
Die Klage über den Zustand zeitgenössischer Popmusik war schon immer leicht: Alles Crap, ohne Substanz, ohne Witz, Subtilität und musikalischen wie lyrischen Anspruch. Wer das nicht glaubt, muss nur das Radio anschalten. Genau darüber hat Linus Volkmann für Noisey einen kleinen Essay – oder eher einen Rant – geschrieben. Sich Auskotzen kann er ja ziemlich gut. Der Artikel ist aber nicht mehr als der Aufschlag eines Dossiers zum Thema „Deutsche Musiklandschaft 2016“. Im zweiten Teil schlägt Torsten Groß nämlich sogleich gegenteilige, versöhnende Töne an. Nie sei die deutsche Popmusik vielseitiger gewesen, nie war die Qualität höher. Beides ist aus jeweiliger Perspektive nachvollziehbar. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.
„Pop 2016 aus Deutschland: Das ist ein einziger Sumpf aus Erbauungslyrik.“
„The kids waren noch nie alle alright, aber sich ausgerechnet über eskapistische Tendenzen im Pop zu beschweren, entspringt einer wohlfeilen blasierten Spießerhaltung.“
Pop ist tot, es liebe die Dienstleistung. (Teil 1)
Es ist alles wie immer. Es wird alles immer besser. (Teil 2)
##Netz auf dem Dach der Welt
Wenigstens in 8.848 Metern Höhe, auf dem höchsten Gipfel des Erdballs, hat doch man Ruhe vor dem ganzen Online-Datenstrom? Denkste. Wer Lust hat, kann dort oben Mails checken. Was soll man dort auch sonst tun. Im Ernst: Dass der Pfad hinauf zum Mount Everest heute ein WLAN-Wanderweg ist, hat durchaus Vorteile. Schneller an Echtzeit-Wetterdaten zu gelangen und Kontakt halten zu können, kann Leben retten. Früher mussten bleischwere Satellitentelefone mitgenommen werden, jetzt gibt es 3G am Berg. Nicht immer, aber immer öfter. Wie das Netz dort hingekommen ist, erzählt dieser Beitrag.
„When I got to the summit I started getting a ton of emails and notifications—you don’t even get that at base camp. Here I have no signal, but at the summit I had great reception.„