Das Filter TV: SubharchordAuf den Spuren eines vergessenen Instruments

Experimentelle Klänge gegen Volkstümlichkeit.

Das Subharchord trägt ein ganz besonderes Fluidum. Es lässt sich mit dem Mixtur-Trautonium von Oskar Sala vergleichen, entfaltet sich im Laufe der Geschichte jedoch neben gewisser technischer und klanglicher Unterschiede auch zu einem politischen Symbol der DDR und stellte dort die Kunstfreiheit in Frage. Lange lag es in Vergessenheit, bis sich ein junger Herr auf die Suche nach den subharmonischen Klängen begab.

Der Ingenieur Ernst Schreiber meldete das Patent für dieses Kuriosum im Jahr 1958 an. Danach sollte es hauptsächlich in Rundfunk-, Film-, und Fernsehstudios eingesetzt werden oder als Werkzeug für experimentierfreudige Musiker oder Anhänger des Space Pops funktionieren. Einige Platten des im Labor für „Akustisch-Musikalische Grenzprobleme“ entwickelten Synthesizer wurden veröffentlicht, die Musikkritiker der DDR konnten der elektronischen Klangerzeugung jedoch wenig abgewinnen. Der Begriff „Musik“ wurde im Zusammenhang mit dem Subharchord meist vermieden und nur als Klangstruktur, Klangkunst, oder mit dem Beiwort „sogenannte“ Musik legitimiert.

Es dauerte nicht lange, und die Produktion des Subharchords musste aus kontroversen Gründen beendet werden. Demnach verschwand das Subharchord im Jahr 1970 von der Bildfläche. Individualität erlag der naiven Volkstümlichkeit. Danach war das Instrument dann wie vom Erdboden verschluckt. Glücklicherweise stieß der wissensdurstige Klangkünstler und Musikhistoriker Manfred Miersch (geboren in Berlin-West) im neuen Jahrtausend auf Informationen, und seine Begeisterung für die Geschichte der elektroakustischen Musik erteilte ihm selbst den Auftrag, dieses Instrument wieder zurück an die Oberfläche zu holen. Die Suche war nicht leicht, die Quellenlage bot nur minimale Hinweise.

Eines Tages fand er das Subharchord in einer verstaubten Kammer eines Tonstudios, danach sogar in der Akademie der Künste. Es galt, das Instrument neu zu erforschen und zu restaurieren – auch, um es zu spielen. Nur wie funktionierte es? Mittlerweile hält er regelmäßig Vorträge über das Instrument und weiß es auch zu spielen. Seine eigene Musik veröffentlicht er mit seinem Projekt atelierTheremin auf dem eigenen Label Krautopia. Da wird einem gleich klar, Miersch mag es krautig, Miersch mag es avantgardistisch und reiht sich gleich in die Garde ein. Wir trafen ihn und schauten uns das Objekt gemeinsam etwas genauer an. Das Gerät selbst ist heute noch u.a. in der Akademie der Künste, im Bestand des Deutschen Technikmuseums Berlin und im Technischen Museum Wiens zu finden.

Auch heute noch finden einige Künstler Verwendung für das Instrument. So begeistern sich Stefan Schneider (To Rococo Rot) und Carsten Nicoolai für diese historische Klangfarbe, auch Biosphere and The Pitch haben ihr Release „Subteiler“ mit dem Subharchord aufgenommen und auf der CTM 13 präsentiert.

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