Es muss nicht immer die Spiegelreflex sein.
Man kennt das: große Veranstaltung, roter Teppich, Blitzlichtgewitter. Die Fotografen mit ihren Teleobjektiven treten sich gegenseitig auf die Füße, um das beste Bild knipsen zu können. Die Stars posieren nur wenige Sekunden vor der Sponsoren-Wand, da muss man schnell sein. So auch beim Deutschen Filmpreis, der gerade in Berlin über die Bühne ging. Axel Eichhorst wählte einen anderen Weg. Der Storyboard-Experte, der sich in Hollywood mit seinen Illustrationen für Filme wie Tarantinos „Inglourious Basterds“ oder Tom Tykwers „Cloud Atlas“ bereits einen Namen gemacht hat, muss sich dem Stress der Fotoreporter gar nicht aussetzen. Er beobachtet die Szenerie aus sicherer Entfernung.
Sein persönliches Teleobjektiv ist ein Tablet, konkret das iPad Pro, dass dank des Apple Pencil zu einem intuitiv bedienbaren digitalen Skizzenbuch und Illustrations-Tool wird. Der Pencil, ein Stylus, ist alles andere als Raketentechnik, Tablets von allen Herstellern lassen sich schon seit langer Zeit mit ihnen bedienen. Selbst Profis und Wacom-Poweruser scheinen sich jedoch einig zu sein, dass die Verbindung aus Pencil und iPad Pro die Möglichkeiten beim digitalen Zeichnen und Illustrieren einen großen Schritt nach vorne gebracht hat.
Es gibt schon lange Situationen, in denen ein Foto entweder nicht das richtige, angemessene Dokumentationsmittel ist, oder aber es gar nicht zur Verfügung steht. Hinter geschlossenen Türen stattfindende Gerichtsverhandlungen zum Beispiel, bei denen Illustratorinnen und Illustratoren das festhalten, was den Pressevertretern verborgen bleibt. Stille Beobachter weitreichender Entscheidungen, die mit ihrem ganz eigenen Stil „Licht ins Dunkel“ bringen. Bei großen Events wie dem Deutschen Filmpreis sind die Illustrationen von Eichhorst der subjektive Blick auf flüchtige Momente, die in rasender Geschwindigkeit an allen Beteiligten vorbeiziehen. Genau diese emotionale Bewertung, das In-Szene-Setzen, macht seine Arbeit so interessant. Schnell ist auch er. Einzig die Tatsache, dass er das Motiv im Kopf zusammenbauen muss, das Arrangement schon von Beginn an im Blick hat, macht ihn zu einer Art Remixer der Realität. Eine visuelle Abstraktion hat der Popkultur noch nie geschadet.
Geholfen hat ihm dabei die App Procreate, die einem für ein paar Euro fuffzig eine praktische modulare Illustrationsumgebung auf dem Tablet öffnet.
Bonus: sind die Illus sowieso schon digital abgelegt, lassen sich auch ohne großen Aufwand noch ansehnliche Videos daraus produzieren. Die dokumentieren nicht nur die Veranstaltung, sondern auch und vor allem den Entstehungsprozess von Eichhorsts Illustrationen.