Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Slothrust - Of Course You Do
Ji-Hun: Aufgrund einer Empfehlung eines guten Freunds habe ich mir seit langer Zeit mal wieder eine Serie angeschaut: „You're the Worst“ ist eine in Los Angeles spielende Kömödie, in der zwei verkorkste Kreative (Sie: Musik-Managerin, Er: wenig erfolgreicher Autor aus England) es einfach nicht auf die Kette kriegen, so etwas wie eine Beziehung zu beginnen. Übersteigerte Egos, Neurosen, Drogen, das nie erwachsen werden wollen, trotzdem eloquent sein, immer das letzte Wort habe wollen und all der metropole Wahnsinn – ein ganz schöner Hipster-Overload, aber dennoch unterhaltsam. Der pfiffige Titeltrack kommt von einer Band namens Slothrust. Eine Indie-Kapelle aus den USA als hätte es die 90er mit Jay Mascis und Team Dresch nie gegeben. Kannte ich vorher auch nicht. Verzerrer an-aus, Schnoddern, College-Outsidertum. Wie frisch altbacken plötzlich wirken kann.
##Sufjan Stevens - Carrie & Lowell
Thaddeus: Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Sufjan Stevens, ertappte mich neulich aber dabei, wie ich den Stream dieses neuen Albums mehrmals hintereinander durchhörte und mich dabei irgendwie wohl fühlte. Das ist ja eigentlich toll, so eine Platte oder Künstler zu entdecken. Dass ich mich aber für ein Simon&Garfunkel-mäßiges Gesäusel begeistere, macht mir auch Sorgen. Die Greatest-Hits-Kassette lief bei meinem Vater rauf und runter im Auto und wäre mir damals nicht ohnehin immer schlecht geworden beim Autofahren, hätte das Mrs. Robinson locker erledigt. Anyways, ich mag das Album von Sufjan. Vielleicht vor allem, weil ich es eben nicht in sein Werk einzuordnen weiß und mich ganz neutral den Songs nähern kann. Ob das jetzt mehr Hall oder weniger Elektronik in der Produktion ist als früher, ob er noch mehr flüstert oder noch vorsichtiger die Saiten zupft. Mir alles wumpe. Es ist herrlich still und das ist das Wichtigste. Und die Songs sind allesamt wundersam unkonkret, flüchtig, fliegen dahin und sind sofort wieder vergessen. Auch so klingt Detroit.. Wer hätte das gedacht.
worrriedaboutsatan - Even Temper
Benedikt: Irgendwer im Büro ließ diese LP über die gemeinschaftliche Stereoanlage laufen, ansonsten wäre das zweite Album von Thomas Ragsdale und Gavin Miller aka worriedaboutsatan gänzlich an mir vorbeigegangen. Auf „Even Temper“ stoßen sie mit ihrer Postrocker-Electronica eine neue Tür zur Finsternis auf. Melodien deuten sich ganz unten auf der Bassebene an und werden dann in hereinbrechende Synthiewände übertragen. In „MV Joyvta“ machen sie mit Morgan Viscontis Gesang einen Schritt in Richtung Pop – wenn auch nur einen sehr kleinen. Nur um dann nach einem Zwischenspiel mit dem völlig verwaschenen Dub-Techno-Track „Jaki“ in einen episch düsteren Trip einzutauchen. Obwohl ich erst kurz reingehört habe: „Even Temper“verspricht ganz viel dunkle Atmosphäre ohne wirklich Melancholie zu erzeugen. Zumindest setzt einen der letzte Track wieder sicher in der Realität ab: „All Safe, All Well.“