Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Drake - If You’re Reading This It’s Too Late
Benedikt: Und zack, plötzlich gab’s ein neues Album von Drake bei iTunes. Völlig ohne Vorankündigung aber auf den Tag genau sechs Jahre nach Release seines Mixtape-Meilensteins „So Far Gone“. Auch „If You’re Reading This It’s Too Late“ ist eher Mixtape als Album. Aber eben auf Album-Niveau, deshalb wollte Cash Money die 17 Tracks auch nicht als Free-Mixtape sondern für Geld unter die Leute bringen. Es hat sich gelohnt, knapp eine halbe Million Verkäufe in der ersten Woche. Nur innerlich ist IYRTITL viel wilder und rougher, als jedes Album von Drake. Auf die aalglatte, schnulzige R’n’B-Ader wird komplett verzichtet. Stattdessen zeigt sich Drake über weite Strecken angriffslustig und rotzig wie selten, ein bisschen Gefühlsduseligkeit darf auch sein - aber stets ohne Kitsch. In Sachen Flow wird sich wenig an bekannten Schemen orientiert. Drake versucht immer wieder Neues, bricht Strukturen auf, schafft Unregelmäßigkeiten die dennoch passen und beeindrucken. Beats? Ebenso. Wie schon auf „0 to 100 / Catch up!“ kommen unerwartete Breaks, die den musikalischen Flow aber nicht zerstören, sondern nur das Sprungbrett zum nächsten Highlight darstellen. Endlich ein Rap-Album von Drake, dass sich dank Nerv-Hook-Abstinenz durchhören lässt.
##Cummi Flu - Z
Thaddeus: Dies ist das neue Album von einem alten Freund. Wir haben uns vor vielen Jahren über die Musik kennen gelernt, ein gemeinsamer Bekannter, auch Musiker, stellte uns einander in irgendeinem versifften Berliner Tiefkeller vor und CDs wechselten den Besitzer. Ich mochte die Tracks sehr und veröffentlichte in den kommenden Jahren insgesamt sechs Platten von und mit ihm. Dieses Label schläft seit einiger Zeit den Schlaf der Gerechten, Menschen entwickeln sich weiter. Im vergangenen Herbst schickte mir der alte Freund eine E-Mail mit einem Link zu dieser Platte. Und wie das so ist in der Hektik des Alltags, habe ich mir nie wirklich die Zeit genommen, mir „Z“ anzuhören. Ich ahne, warum das so passierte, rechtfertigen kann ich es nicht. Denn das Album ist gut und frisch und anders, nicht nur beachtenswert, sondern auch wichtig. Entschuldigung.
##Sam Prekop - The Republic
Ji-Hun:Einige Jahre dürften seit der letzten Soloplatte von Sam Prekop vergangen sein. Der ja weiterhin der größte Songwriter unter den damals sogenannten Postrockern aus Chicago ist. Seine Band The Sea and Cake hat sowieso in jeder Musiksammlung einen Schrein verdient, Thaddi findet Sam Prekop solo glaub ich sogar besser als alles andere. The Republic nennt sich nun die wieder auf Thrill Jockey erschienene Platte und die ersten neuen Stücke sind die Vertonung einer Videoinstallation des Künstlers David Hartt mit dem selben Namen. Eine gemeinsame Ausstellung fand im vergangenen Frühling in der David Nolan Gallery in New York statt. Prekop singt hier nicht und zupft auch nicht auf seine unnachahmliche Art Gitarrensaiten. Er bedient stattdessen Elektronik und modulare Synthesizer, schafft Soundscapes und irgendwie will man rufen, jetzt nicht auch noch der (von wegen alle machen jetzt Elektronik und so). Kann man Sam Prekop irgendwas übel nehmen? Erstmal The Republic hören, trotz Katzencover und allem.