Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Panda Bear – Panda Bear Meets The Grim Reaper
Benedikt: Vielen ist Noah Lennox alias Panda Bear seit seiner Zusammenarbeit mit Daft Punk auf „Random Access Memories“ (2013), im Januar hat er mit „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ sein fünftes Studioalbum bei Domino veröffentlicht. Doch über die bloße Wahrnehmung, dass es dieses Release gibt, bin ich bisher nicht hinausgekommen. Jetzt wurde mir die CD vor ein paar Tagen in die Hand gedrückt, und nun ist es doch Zeit sich den Longplayer mal zu Gemüte zu führen. Das, was das Mitglied von Animal Collective bisher auf Platte gepresst hat, schimpft sich ja auch „Psychedlic Folk.“ Eine doch bizarr anmutende Genrebezeichnung – bis zu dem Moment, in dem man zum ersten Mal den Klängen von Panda Bear oder gleich der gesamten Band lauscht. Denn irgendwie passt es doch. Poptauglicher Gesang der in eine entrückten, psychedlische Klangwelt eingebettet ist, manchmal geradezu darin ertrinkt. Gleichzeitig kommen die Alben nicht ohne eine Fülle elektronischer Effekte aus. Da blitzt The Cure ebenso auf wie Aphex Twin. Das muss man nicht mögen, aber es ist in jedem Fall faszinierend.
##Various Artists - Decay Product
Thaddeus: Wenn man mich fragt, wer aus der Berliner Techno-Blase bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat, dann ist das nicht Basic Channel, sondern Various Artists. Torsten Pröfrock gehörte zu den ersten Künstlern des Labels „Chain Reaction“, das Musikern aus dem Umfeld des Berliner Plattenladen Hardwax eine Plattform für ihre Tracks gab. Diese hier sind endlos zeitlos. Der Sound von Pröfrock ist einzigartig. Ja, das geht in diesem diffusen Etwas, was heute gerne „Dub Techno“ genannt wird. Epische Singularität, die sich auch heute noch genauso darstellt. Können (fast) alle nicht gegen anstinken. Was man hier auf „Chain Reaction“ hört, setzte sich auf dem Label „DIN“ fort. Dann war lange Schluss, bis vor ein paar Jahren plötzlich das eine oder andere Lebenszeichen auf eine Fortschreibung dieser Rumpel-Slammer hoffen ließ. Passierte leider nicht. Bleibt das Produkt des Verfalls als Statement.
##Grandaddy - Under The Western Freeway
Ji-Hun: Der Song A.M. 180 ist vielleicht der tollste Indie-Walzer der 90er. Erschienen ist er auf dem Album „Under The Western Freeway“ der Band Grandaddy im Jahr 1997. Grandaddy stammen aus Modesto/Kalifornien und sind eine der unbekannten Großen der Zeit. Zwar gab es eine offizielle Reunion vor zwei Jahren, ein neues Album lässt aber noch auf sich warten. Immerhin gab es einen gemeinsamen Song mit Band of Horses im Jahr 2014. Anders als Bands wie Weezer oder Pavement hat man Grandaddy nach dem Album „The Sophtware Slump“ (2000) schnell vergessen. Dabei trugen die Musiker um den Sänger Jason Lytle damals schon Vollbärte, die größer waren als die Schädel der Träger und heute damit mehr als urst-hip, wenn nicht gar prophetisch wären. Die dezenten, schmachtenden Songs mit den unwiderstehlich-psychedelischen Synthie-Arpeggios sind heute noch immer berührend und zeitlos. Vielleicht will man auch gar kein großes Comeback-Album. Kann es so viel besser als dieses Meisterwerk werden?