Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Mark Kozelek & Desertshore
Thaddeus: Als alter Fan der „Red House Painters“ schaue ich immer wieder, was Mark Kozelek, der Frontman der alten Band, heute so treibt, gerne auch jenseits seines offenbar ziemlich erfolgreichen Projekts „Sun Kil Moon“. Eigentlich hatte die Redaktion Herrn Kozelek auch schon für den weihnachtlichen Walkman in der engeren Auswahl, seine Xmas-Platte war zwar immerhin aktuell, aber dann doch nicht überzeugend genug. Da nehme ich lieber dieses Album, das Kozelek gemeinsam mit der Band „Desertshore“ 2013 vorgelegt hat und von mir erst vor wenigen Tagen entdeckt wurde. Gute Songs. Songs, die auf gewisse Art auch den Sound der „Red House Painters“ wieder aufleben lassen. Es tut einfach gut, Kozelek wieder mit anderen Musikern zu hören. Das macht Schluss mit dem Tunnelblick, der mir bei seinen Solo-Produktionen in den letzten Jahren schon ganz schön auf den Keks ging. Auch von Gott geschenktes Talent braucht Input. Einen besten Track habe ich schon ausgemacht: „Tavoris Cloud“. Da singt Kozelek: „At the age of 46, I'm still one fucked-up little kid. And though I moved out here, I know, I'm still that kid from Ohio.“ Damit kann ich umgehen. Obwohl ich weder so alt noch aus dem mittleren Westen bin.
##CocoRosie - Tales Of A GrassWidow
Benedikt: Bis „Tales Of A GrassWidow“ hatte ich mit CocoRosie nie sonderlich viel am Hut. Klar, ich kannte die beiden Schwestern, insbesondere aufgrund des relativ bekannten Songs „Beautiful Boyz“ aus 2005. Doch Sierra und Bianca Casady waren mir immer suspekt mit Biancas kindlichem Gesang über feministisch, politischen Inhalten. Im Prinzip hat sich daran auch nicht viel geändert, außer das „Tales Of A GrassWidow“ eines der persönlich meistgehörten Alben des Jahres 2013 war. Es scheint mir das musikalisch einfachste CocoRosie-Album zu sein, mit richtigen Hooks bis zur Eingängigkeit, mit sehr glatter Produktion. Und auch Antony Hegarty, der damals den männlichen Gesangspart bei „Beautiful Boys“ übernommen hatte, ist in zwei Stücken auf „Tales Of A GrassWidow“ vertreten („Tears For Animals“, „Poison“). Natürlich lebt auch dieses Album vom krassen Gegensatz zwischen teils wunderschönen, detaillierten Produktionen gegenüber emotional brutalen Texten („End Of Time“, „Child Bride“). Mal sehen, ob mich dieses Album inzwischen wieder anfixen kann.
##The Magnetic Fields - 69 Love Songs
Ji-Hun: Mein Wochenend-Walkman könnte diesmal ein bisschen dauern. Das Album „69 Love Songs“ von The Magnetic Fields ist nämlich in der Tat 69 Lieder lang (geht über drei CDs) und ist wohl das größte Songwriting-Epos, das je der vielleicht wichtigsten Nebensache im Leben gewidmet wurde. Ende der 90er, als die Platte rauskam, wurde sie viel gehört. Auch in meiner ersten WG dudelte sie immer wieder vor sich hin. Die Spex flötete vor Freude auch aus allen Löchern, meine ich zu erinnern. Ich erinnere mich aber auch daran, dass viele die Platte richtig kacke fanden. So ist es mit dem Perfektions-Dilettantismus und vielen Großen der Popgeschichte: verkannt und schwer in irgendwelche Schubladen zu quetschen. Auch bei „69 Love Songs“ werden diverse Stilrichtungen und Sounds angeteast und durch Stephin Merrits Songwriting-Fluxkompensator durchdekliniert. Genre? Kompliziert. Schön zu sehen, wie sich auch der deutschsprachige Wikipedia-Artikel redlich bemüht: „The Magnetic Fields (benannt nach dem Buch Les Champs Magnétiques von André Breton) sind eine 1990 von Sänger und Songwriter Stephin Merritt gegründete Band. Obwohl ihr Musikstil so unterschiedlich ist wie Merritts Songwriting, wird die Band meistens den Musikrichtungen Synthpop, Indiepop, Noisepop und Folkpop zugeordnet.“ Ähm, ja.