Auf dem Weg: München, ca. 1984Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte

Auf dem Weg 11022015 - full

Heute zum ersten Mal in dieser Kolumne ein Bild, das ich nicht selbst fotografiert habe. Darauf zu sehen: meine Schwester und ich.

Diese Aufnahme hat meine Mutter fotografiert. Eine sehr talentierte Fotografin, von der ich meinen Sinn fürs Visuelle bekommen habe.

Den alten Abzug, von dem es vielleicht kein Negativ mehr gibt, hat neulich meine Schwester eingescannt und mir per Mail zugeschickt. Es würde einige Arbeit erfordern, um Bilder von damals aus meiner Erinnerung hervorzuholen. Umso mehr hat mich dieses Foto gefreut, als es da in meinem Mail-Programm aufpoppte.

Eigentlich steckt hier in diesem Foto schon alles, was mir heute an meiner Fotografie wichtig ist.

Im Detail:
Zunächst ein leichter Ausschnitt. Die Tischkante gibt uns als Betrachter Orientierung. Die angeschnittene Couch schafft ein Gefühl von Räumlichkeit. Dann dieser direkte Blick meiner Schwester. Ihr zartes Lächeln. Und natürlich meine Bewegung hin zu ihr. Die Spannung in meinem Körper, die elegant gehaltene Hand. Alles ganz wie es sein soll. Perfekt. Einige Insider-Informationen gibt es auch noch. Sozusagen Meta-Text im Bild: die Comics auf dem Boden. Aus all dem entsteht für mich ein warmes Gefühl, dass natürlich kein Fremder so empfinden kann. Aber dann bringt die Aufnahme doch den Moment so gut auf den Punkt, dass auch Außenstehende begreifen können, wie es damals war.

Heute versuche ich in meinen Fotos Augenblicke mit genau so einer Eindringlichkeit festzuhalten; jenseits von Stil und Zeitgeist, ein Gefühl von Wirklichkeit zu vermitteln. Denn oft sind es solche privaten Aufnahmen und eben keine professionellen Fotos, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen, mich immer wieder verfolgen. Sobald sich der Fotograf mit dem Menschen vor der Kamera verbunden fühlt, sieht man viel bewusster hin und so entstehen dann diese beiläufigen, aber präzisen Aufnahmen.

Einige halbwegs geglückte Beispiele gab es ja hoffentlich schon in dieser Reihe.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

Letzte Woche war Fabian trampen in Polen.

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