Als wir klein waren, dachten wir: Wer über Musik schreibt, hört den ganzen Tag Musik. Stimmt leider nicht ganz. Vieles fällt unter den Tisch, Hypes werden verpennt oder die Bucketlist mit Platten, die man sich schon immer anhören wollte, wird immer länger. Das soll sich ändern. Unsere Redakteure stellen ihr Walkman-Futter für die arbeitsfreien Tage vor. Da darf gerne auch mal was Seltsames, Altes oder Peinliches dabei sein.
##Banks - Goddess
Benedikt: Einst markierte das Debütalbum den offiziellen Karrierestart eines Künstlers, an den sich dann die Erwartungen an zukünftige Releases anschlossen. Inzwischen ist das nicht mehr so: Schaut man zum Beispiel auf die Debütalben „LP1“ und „Goddess“ von FKA Twigs und Banks, die in den vergangenen Monaten veröffentlicht wurden, so lässt sich getrost feststellen, dass die Erwartungen an beide Alben schon im Vorhinein unermesslich waren. Das macht es einerseits schwieriger, diese Erwartungen zu erfüllen. Andererseits erhöhen gut gepflegte Soundcloud-Profile und vorherige Free-EPs natürlich die Aufmerksamkeit, von denen dann das Album profitiert - sofern es den Erwartungen gerecht wird. Ich werde am Wochenende mal „Goddess“ von Banks auf den Prüfstand stellen, allerdings fast frei von Erwartungen. Mit der Songschreiberin aus Los Angeles hatte ich bisher fast keine Berührungspunkte.
##Françoiz Breut - Vingt A Trente Mille Jours
Thaddeus: Anfang der Nuller-Jahre saß ich mal in einem vollkommen egalen Café in Leipzig. Es war ein Sonntagvormittag und in der Nacht zuvor hatte ich versucht, Indie-HipHop in einem Techno-Keller aufzulegen. Das große Scheitern mit drei Ausrufezeichen. Stupid me. Natürlich war die Verpeilung an diesem Sonntag noch immer nicht ins Bett gegangen und so saß ich da und plötzlich sang diese französische Stimme aus dem Lautsprecher. Das war das erste und letzte Mal, dass ich in einer Kneipe nachfragte, was denn da gerade laufe. Françoiz Breut macht Chansons. Würde sie Techno machen, dann wäre es leftfield. Große Songs, klug arrangiert, mit viel Sound und der richtigen Portion Tradition. Das ist ihr bestes Album. Vielleicht, weil Dominique A, der Don des „neuen“ französischen Chansons, daran mitgearbeitet hat, vielleicht aber auch, weil der Moment gerade passte. Eine wichtige Platte, auch heute noch.
##Mobb Deep - The Infamous
Ji-Hun: Im Sommer 1995 kam das Album „The Infamous“ der beiden New Yorker Rapper Havoc und Prodigy aka Mobb Deep heraus. Rückblickend wird mittlerweile diese Zeit als Goldene Ära des HipHop gesehen. Zwei Jahre zuvor erschien der Meilenstein „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“ vom Wu-Tang-Clan, 1994 das andere Manifest „Illmatic“ von Nas und eine ähnliche historische Bedeutung hat „The Infamous“ heute auch, wenn vielleicht auch nicht so bekannt wie die erst genannten. Wie unglaublich diese Musik heute noch immer sind. Es war vor allem auch eine Hochzeit des New Yorker HipHop. Sowohl Nas als auch die Wu-Tangs Raekwon und Ghostface Killah sind passenderweise auf „The Infamous“ mit Gastfeatures vertreten und Q-Tip von A Tribe Called Quest hat Beats produziert. Auch wenn ich gern HipHop höre, fällt mir doch selten was Gescheites ein, wenn man was dazu sagen soll. Außer, ist geil oder eben vielleicht nicht so. „The Infamous“ ist noch immer eines meiner Lieblingsalben aus dem Genre und hab es eine Ewigkeit nicht gehört. Wird unbedingt Zeit. Bei „Shook Ones, Pt.II“ mach ich dann auch einen umgekehrten Headspin