This Is So Contemporary! Das Filter guckt Kunst# 4: Michael Müller in der Sammlung Wemhöner, Berlin
21.5.2021 • Kultur – Text: Matti HummelsiepVernissagen, Pop-Up-Galerien, Art Weeks hier, Art Happenings da. Berlin hat ein Übermaß an Kunst-Events und Ausstellungen. Die Kolumne „This Is So Contemporary!“ nimmt in jeder Folge nur eine Ausstellung in den Blick – genauer gesagt um ein ausgewähltes Kunstwerk: Welche aktuelle Brisanz steckt in der Installation? Was ist die Essenz dahinter? Es wird gespoilt und geteast, allerdings ohne fachliche Hemmschwellen, Status und elitäre Kunstdiskurse. Dafür in aller Kürze und direkt.
„Schwierige Bilder“ heißt die siebenteilige großformatige Serie des Berliner Künstlers Michael Müller. Da blitzt doch gleich die erste Frage auf: Was ist denn an den großen Schinken schwierig? Also: Die Werke sind Diptychen (Anm. des Autors: Diptychon (Einzahl), altgriechisch für „doppelt gefaltet“, sind zweiteilige Relief-Tafeln oder Gemälde, die in der Regel mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sind), die aus zwei unterschiedlich langen Flügeln bestehen.
Müller fing auf einer Seite an zu malen, fotografierte das Ergebnis und bearbeitete es teilweise danach am Computer. Dann druckte er die Fotografie auf die zweite, noch leere Leinwand. Auf beiden Leinwänden waren nun nahezu identische Bildpartien zu sehen. Im nächsten Arbeitsschritt hat er beide Seiten weiter bemalt. Müller hat so die Grenzen zwischen Original und Kopie abstrahiert.
Übrigens: Die Ausstellung findet in einem historischen Gebäude am Volkspark Hasenheide statt, das 1899 als Festsaal eröffnete und später Filmpalast und Großraumdisko war. Vor einigen Jahren zog die Sammlung Wemhöner in die Räumlichkeiten, die den Ort nach einer aufwendigen Instandsetzung voraussichtlich ab 2023 als neuen Ausstellungsort in Neukölln bespielen möchte. Dass dort jetzt schon eine Ausstellung stattfindet, war eher eine spontane Idee.
Zur Person:
Michael Anthony Müller ist ein deutsch-englischer Künstler, der 1970 in Ingelheim am Rhein geboren wurde. Schon als Teenager stellte er seine Kunst aus. Nachdem er das Studium an der Kunstakademie Düsseldorf nach kurzer Zeit abbrach, begab sich Müller auf eine Reise zu den indischen Wurzeln seiner Großmutter. Sein Werdegang ist ungewöhnlich. Statt sich über Kunsthochschulen oder Akademien weiterzuentwickeln, lebte er von 1992 bis 2007 vornehmlich in Indien, u.a. im Kloster zu Alchi. Ein wiederkehrendes Thema in Müllers Kunstwerken und Performances ist das Thema der Übersetzung – z.B. seine Kunstsprache K4 mit 100.000 Zeichen, mit der er ein Buch übersetzt hat, oder seine akribisch gezeichneten Kartografien, die der reinen Fantasie entsprungen sind.
Zur Ausstellung:
Sammlung Wemhöner, Hasenheide 13, 10967 Berlin
Werkserie „Michael Müller - Schwierige Bilder"
Eröffnung: Samstag, 22. Mai 2021
Der Besuch der Ausstellung ist nur mit einem tagesaktuellen, negativen PCR- oder Schnelltestergebnis, einer FFP2-Gesichtsmaske sowie einem vorab online gebuchten Zeitfenster möglich. Terminbuchung
Öffnungszeiten: Samstag & Sonntag, 12-18 Uhr. Freier Eintritt.