Leseliste 20. Mai 2018 – andere Medien, andere ThemenDas Trinker-Wohnheim, Jürgen Schmidhuber, Douglas Coupland und Charlotte Roche

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

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Photo by Fábio Alves on Unsplash

Kreuzberger Trinker-Wohnheim

In Kreuzberg gibt es ein Wohnheim, in dem leben 46 Männer, allesamt Alkoholiker. Das Herrenwohnheim, wie es auch genannt wird, ist weder Entzugsklinik noch Therapiezentrum. Die Bewohner leben hier, um das fortzuführen, was die meisten von ihnen zuvor in die Obdachlosigkeit führte: Alkoholsucht. Die Männer sind „austherapiert“, keine Hoffnung mehr auf Trockenheit. Der Tagesspiegel hat das Wohnheim, das „Suchtakzeptierende Modellprojekt“, wie es in der Broschüre heißt, für eine ausführliche Reportage besucht.

„Ihr Leben lang haben diese Männer andere Menschen enttäuscht – oder sich selbst. Hier schließlich, am Ende eines langen Weges, formuliert die Gesellschaft keine Erwartungen mehr an sie. Das Herrenwohnheim ist ein wunderbarer Ort.“

Die Trinker vom Kreuzberger Herrenwohnheim

AI Robot LL20052018

Photo by Alex Knight on Unsplash

Jürgen Schmidhuber

Der in München geborene Computerforscher Jürgen Schmidhuber ist in dem Feld der Künstlichen Intelligenz eine wichtige Person. In den 90er-Jahren entwickelte er rekurrente neuronale Netzwerke, die heute in Spracherkennung eine wichtige Rolle spielen. Kurz gesagt: Google, Apple und Amazon wären ohne die Arbeit von Schmidhuber wahrscheinlich nicht da, wo sie jetzt sind. Dennoch scheinen heute viele einen großen Bogen um ihn zu machen.

„Schmidhuber has a history of, among other things, haranguing fellow researchers in academic journals and at conferences, interrupting speeches to demand that peers admit they’ve borrowed or even stolen his ideas. These confrontations have become legendary for their unintentional comedy and aggression. They’ve also occurred frequently enough to become a term of art: One gets Schmidhubered.“

This Man Is the Godfather the AI Community Wants to Forget

Douglas Coupland - LL20052018

Douglas Coupland am 23. März 2017 in Berlin. Foto: Redaktion

Vortex

Es ist Douglas Couplands große Begabung, in seinen Texten globale Probleme, Konflikte und Phänomene auf ein fast schon banales, dafür aber umso persönlicheres Niveau herunterzubrechen. So öffnet er Türen und schafft Bewusstsein für Dinge, mit denen man vermeintlich überfordert ist und gegen die man ja „sowieso nichts tun kann“. Dieses Wochenende startet im Auqarium von Vancouver seine neue Kunstinstallation „Vortex“, ein 50.000 Liter Wasser fassender Pool, in dem Plastikmüll und ein Fischerboot aus dem japanischen Ishinomaki schwimmt. Denn im Sommer 2013 fand Coupland am Strand einer kleinen kanadischen Insel plötzlich Plastikmüll aus Japan, Überbleibsel des Tsumani von 2011, die die Gezeiten um die halbe Welt hatten reisen lassen. Dass die Ozeane am Plastik zu ersticken drohen, ist bekannt. Aber wie lässt sich diese Bedrohung so darstellen, dass man sie versteht, nachvollziehen kann und gleichzeitig nicht den Mut verliert? Für den Guardian hat Coupland einen Text dazu geschrieben. Persönlich-versöhnlich wie immer.

„The more we look, the more we find plastic in our food and in our water. It’s now becoming harder to distinguish where our bodies end and where the synthetic world begins.“

Why I filled a 50,000-litre aquarium with plastic debris

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Foto: Redaktion

Charlottes Landleben

Offenbar ist Charlotte Roche vor einiger Zeit aufs Land rausgezogen, schön für sie. In ihrer Kolumne für das SZ-Magazin schreibt sie, warum das so viel besser ist, als in der Stadt zu leben. Wir befinden uns hier mitten in einer Geschmacks-, mitten in einer Zeitgeistfrage. Sollen wir auch? Ja oder nein? Ja aber nein? Und deswegen teilt sich dieser Lesetipp in Pro und Contra auf: Pro Land (der Kolumnenbeitrag Roches), Contra Land (die Antwort der taz-Kolumne „Die Wahrheit“). Inklusive Sticheleien gegen den „Idiotismus des Landlebens“ (Marx), den Roche, so konstatiert die Tageszeitung, schon ereilt zu haben scheint. Teilweise echt lustig.

„Die Natur will dir nichts verkaufen. Du sollst nur sein, im Hier und Jetzt. Glücklich.“

„Das Gewese um regionale Produkte und zu Recht vergessene Apfelsorten: Eben das macht die Menschen letztlich verrückt. Deshalb tunen sie ihre Opel Corsas und nehmen schon zum Frühstück Crystal Meth.“

Verlasst die Städte

Erbrochenes vom Acker

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Max Richter, Skee Mask und Nas

Mix der Woche: Finn JohannsenReggae-Langstrecke