Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Naomi Klein
Kaum eine Autorin hat die Popkultur zur Jahrtausendwende so politisiert wie die Kanadierin Naomi Klein. Ihr globalisierungskritisches Buch „No Logo“ wurde von Radiohead und Rage Against The Machine als wichtiger Einfluss zitiert und besitzt heute noch für Konsum- und Kapitalismuskritiker Gültigkeit. Naomi Klein hat einen umfassenden Essay verfasst, in dem sie sich mit den Zusammenhängen von Big Tech und der weltweiten COVID-19-Krise auseinandersetzt. Denn die wirtschaftlichen Gewinner des Shutdowns waren bislang oft digitale Plattformen wie Amazon, Netflix und andere. Klein analysiert aber auch die Bemühungen der Big-Tech-Unternehmen um mehr Macht bereits vor der Krise. Allen voran ist der frühere Google-Chef Eric Schmidt, der mit vielen Mitteln versucht, die Digitalisierung von Bildung und Gesundheitssystem weiter zu forcieren. Aber wem gehören die Daten und zu welchen Preis?
Anuja Sonalker, the CEO of Steer Tech, a Maryland-based company selling self-parking technology, recently summed up the new virus-personalised pitch. “There has been a distinct warming up to humanless, contactless technology,” she said. “Humans are biohazards, machines are not.”
Tanzen mit Mundschutz
Guter Text von Tobi Müller bei republik.ch über genau das Thema, über das sich derzeit viele Raverinnen und Raver, aber auch Konzertbesucher Gedanken machen: Wie geht es weiter mit der Musikkultur, bevor ein Impfstoff gefunden und verteilt wurde? Müller wagt den Blick auf das große Ganze – von den faktischen Schließungen über mögliche Perspektiven bis zum Diskurs über die Zukunft der elektronischen Tanzmusik im Allgemeinen und deren traurigem Zustand bevor das Virus alles veränderte. Die Musik, die einst nach Science Fiction klang, sucht nach ihrer eigenen Utopie.
Tanzen auf Abstand, mit Mundschutz? Wir leben in einer Zeit, die einem ständig sehr viel Vorstellungskraft abverlangt. Aber das klingt nach Science-Fiction.
Ibiza-Affäre Teil 2
Vor genau einem Jahr erschien jenes Video, dass die „Ibiza Affäre“ einleitete, zum Bruch der Regierungskoalitiion führte, in dessem Zuge FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf Nimmerwiedersehen abgesetzt wurde. Nun kommt er typisch völkisch-nationalistisch aber mit neuer Partei zurück, die da heißt: „Team H.C. Strache.“ Es wäre zum Totlachen, wenn Strache nicht so ein rassistischer Widerling wäre. Pünktlich zum ersten Geburtstag der Ibiza-Affäre kommt allerdings auch die Süddeutsche Zeitung mit neuen Details aus den Ermittlungsakten daher, Strache selbst wiederum kündigt die Veröffentlichung des kompletten Ibiza-Videos in eigener Sache an. In Österreich wird's weiter hoch her gehen. Demnächst startet dann auch der Untersuchungsauschuss:
Gleich am ersten Tag sollen die Ibiza-Hauptdarsteller Strache und Johann Gudenus aussagen. Dann kommen Prominente wie der Waffenfabrikant Gaston Glock und Heidi Goëss-Horten. Und noch vor der Sommerpause hat Kanzler Kurz seinen Auftritt. Ibiza bleibt also aktuell.
Das Jahr, in dem Österreich bebte
Strache soll per SMS angeordnet haben: "Auf alle meine Rechnungen 'politisch veranlasst' draufschreiben."
Val Kilmer
Den Inbegriff des blonden Fieslings mimte er in „Top Gun“ oder „Heat“: Val Kilmer. Aber auch den verdrogten Beau Jim Morrison in „The Doors“. Und Batman natürlich. Dann war er weg von der Bildfläche, wie so viele. Der Filmstar der Achtziger- und Neunzigerjahre ist heute, nach zwischenzeitlicher extremer Fettleibigkeit und nun ausgemergelt von einer Krebserkrankung, die ihm auch die Stimme raubte, kaum noch wieder zu erkennen. Zu sagen hat er dennoch eine Menge: Kürzlich erschienen seine Memoiren. Taffy Brodesser-Akner hat ihn für die New York Times zum Longread-Portrait getroffen. Einem, das mit viel Selbstreflektion zu einem Portrait der ganz eigenen Art geworden ist.
By now I understood that the story I was telling about Val Kilmer, which I’d thought had been about a man’s relentless faith and optimism, was really about reconciliation: the squaring of two opposing things into something we swear is true despite all evidence to the contrary. Your beauty can sentence you to misery; Val Kilmer uses a tracheostomy tube, but he can talk; his brother is dead but only to our senses. Mark Twain despised Mary Baker Eddy, until you can will him into a dream where he doesn’t. God is good, and there are no ventilators. My beautiful friend has cancer, and the treatment exists, but it’s unavailable to her right now.
What happened to Val Kilmer? He's just starting to figure it out