Leseliste 19. April 2020 – andere Medien, andere ThemenMusikkrise, Kettenbriefe, Gastro-Zukunft und Corona in Kamerun

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Musik bald tot?

Wie geht es eigentlich mit der Musik weiter? Alle großen wie kleinen Festivals dieses Jahr wurden abgesagt. Aber auch ein geregelter Clubbetrieb egal welcher Größe, ist schwer vorstellbar. Gibt es keine Veranstaltungen mehr, wovon sollen 50.000 hauptberufliche Musikerinnen und Musiker leben, deren Durchschnittseinkommen im Jahr ohnehin nur 13.000 Euro beträgt und die Einnahmen nun großteils weg brechen? Jens Balzer hat wenig positive Antworten, aber er stellt zumindest jene Fragen, die man auf lange Frist wohl oder übel stellen muss.

Denn mit dem Kollaps der Clubkultur, den wir gerade beobachten und der auch von gut gemeinten Initiativen wie United We Stream nicht aufzuhalten sein wird, stehen alle Arten von Musik, die für den Dancefloor produziert werden, vor dem Ende – es waren gerade diese Arten, aus denen die meisten musikalischen Innovationen der letzten Jahre kamen. Ohne die DJ-Kultur, die gerade komplett verschwindet, fehlt dem Pop ein zentrales Labor für die musikalische Erneuerung. Es ist schwer, sich auszumalen, was an deren Stelle treten könnte. Und wie eine Welt aussieht, in der die Menschen Musik nur noch am Laptop und mit dem Smartphone hören und nicht mehr dazu tanzen.

Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder

Challenge und Kettenbrief-Revival

Wer sich in den Sozialen Medien rumbtreibt – Was die meisten derzeit öfter und länger als gewohnt – wird das Kettenbrief-Revival mitbekommen haben. Heute nennt man das zwar Challenge, aber egal. Kinderfotos, Lieblings- und Hassalben, Hasthag ZeigMirDeineTasse. So weit, so lame. Auch Laura Ewert ist genervt und hat das beim Freitag pointiert in ein paar kurzweilige Absätze verpackt. Jetzt wo sich das Draußen nicht mehr so gut für Social Media verwerten lässt, müssen eben die Schrankinhalte in der eigenen Wohnung dem Newsfeed zugeführt werden.

Selbstdarstellung in den Medien ist ein wertvolles Gut! Stattfinden ist Kapital. [...] Schon mal versucht, ohne einen achtsam bespielten Instagram-Account in Berlin Arbeit zu bekommen?

Ich war so süß

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Foto: Redaktion

Berliner Gastro-Zukunft

Ziemlich genau vor zehn Jahren ging der Gastro- und Foodboom in Berlin los, die Zehnerjahre waren dynamischer als alles zuvor. Die Zwanziger starten mit einer Bauchlandung, wegen Corona, natürlich. Doch aus der Schockstarre und Schließung haben sich viele wieder lösen können – mit Verkauf am Fenster, Lieferung oder ehrenamtlichem Kochen für Menschen in Systemberufen. Doch wie sieht die (Berliner) Gastronomie nach Corona aus? Werden wir uns in Restaurants zum Essen niederlassen (in denjenigen, die es überleben), wie zuvor? Sharing-is-caring-Menüs bestellen? Gemeinsam und mit den Händen essen? Der Haupstadt-Foodblog Berlin Food Stories mit einer eher verhaltenen Prognose. Und schönen Fotos aus Lockdown-Berlin.

The challenges the restaurant industry are facing are daunting, but a crisis always creates opportunities. The next year might be the best chance we’ve ever had to accelerate change within topics that have been discussed for a long time. We can’t control this virus, but we can control what we make out of it.

In the wake of Corona

Corona in Kamerun

Gutes Stück von Florian Ngimbis, Schriftsteller und Blogger aus Yaoundé. Dass die Gesundheitssysteme Afrikas in der Fläche einer Pandemie noch viel weniger entgegensetzen können als in europäischen Ländern, ist per se keine Überraschung: In Kamerun haben staatliche Stellen aber ähnlich wie hier und da in Europa viel zu spät reagiert – und versorgen die Bevölkerung nach wie vor nur sporadisch und spärlich mit Informationen. Erst lachte man über China, dann war der Sündenbock schnell ausgemacht und reagiert man halbgar. Für Ngimbis keine Überraschung – das Versagen ist systemimmanent. Und es ist nur ein Beispiel von vielen auf dem Kontinent.

In einem Land, dessen ins Mäntelchen der Demokratie gehüllter Monarch seit 38 Jahren auf dem Thron sitzt, dessen Bevölkerung zu mehr als zwei Dritteln im informellen Sektor für ein Spottgeld arbeitet, kann man sich gewisse Freiheiten nicht nehmen. Zu Hause zu bleiben, ist in einer solchen Volkswirtschaft ein Luxus, den sich nur Reiche leisten können.

Bürger, lasst das Fragen sein: Kameruns Windmühlenkampf gegen das Virus

Wochenend-WalkmanDiesmal mit DJ Python, Fiona Apple und Satoshi Tomiie

Mix der Woche: Mark & Christoph de BabalonPost-konkrete Ansage