Die ganze Woche über filtert unsere Redaktion Themen, Trends und Phänomene. Immer sonntags stellen wir hier in der Leseliste Artikel zusammen, die uns positiv aufgefallen sind. Twitter aus, Leselampe an!
##Speichen der Begabung
Am 10. Dezember verstarb der große deutsche Intellektuelle, Publizist und Autor Ralph Giordano. Schwerpunkt der Brand-Eins-Ausgabe, anlässlich derer dieses Gespräch geführt wurde: Genuss. Giordano: ein Mensch, dessen Leben über viele Jahre mit der Abwesenheit von Genuss, dem puren Überlebenskampf geprägt war. Genuss sei erst 1961, mit 38 Jahren, in sein Leben zurück gekehrt, als er seine journalistische Begabung erkannte. Eine Erkenntnis, die man sich als Schreibender immer wieder selbst vergegenwärtigen sollte: Es ist ein „Genuss“, das sagen, schreiben, veröffentlichen zu können, was einen bewegt. Und dieses zu dürfen.
„Eine Welt ohne Giordano, die kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen."
##„Was hast du gemacht?“
Pirate Bay ist vorbei. Die einst größte Torrent-Plattform der Welt hat vor wenigen Tagen seinen Betrieb offiziell eingestellt. Peter Sunde (Mitbegründer Pirate Bay, Gründer Flattr) hat für die Wired UK einen Beitrag geschrieben, der sich als Weckruf, als Pamphlet für mehr Engagement im Bereich Netzpolitik liest. Die in jeglicher Hinsicht zu unterstützenden Kollegen von Netzpolitik.org haben eine deutschsprachige Version online gestellt. Denn auch wenn es viele nicht mehr hören wollen. Das Thema bleibt wichtig.
„Nein ehrlich, ich habe wirklich das Gefühl, dass wir einen Höhepunkt erreichen. Es ist ein Gefühl, dass fast 100 Prozent der Internet-Community denkt: Nicht mein Problem, jemand anders wird es schon richten.“
Peter Sunde: “Ich bin für meine Sache ins Gefängnis gegangen. Was hast du gemacht?”
##Urlaub in Nordkorea
Reiseberichte aus Nordkorea findet man mittlerweile viele im Netz. Das Problem? Sie beschäftigen sich immer mit den gleichen Dingen, meistens jedenfalls. Weil jeder Tourist die gleichen Stationen ansteuern muss; etwas anderes lassen die Aufpasser gar nicht zu. Ryan Nee hat auch mit diesem Problem zu kämpfen, sein Bericht ist aber dennoch anders. Nicht nur weil er länger ist, deutlich länger. Er wirkt persönlicher, aufmerksamer, aber auch interessierter.
„Wer weiß schon, wie es mit diesem Land weitergeht.“
##Kann man Michel Foucault kritisieren?
Der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1984) zählt zu den bedeutendsten Denkern des 20. Jahrhundert. Für die linke Intelligentia sind seine Bücher über Macht, Psychiatrie, Überwachung und Sexualität Standardwerke. Kann man Michel Foucault überhaupt kritisieren? Eine Frage, die selten gestellt wird, obwohl Foucault selbst als einer der schärfsten und präzisesten Gesellschaftskritiker und nicht zimperlich im Austeilen galt. Ein Team um den belgischen Soziologen Daniel Zamora ging genau dieser Frage nach. Im November wurde der Band „CRITIQUER FOUCAULT - Les années 1980 et la tentation néolibérale“ im Aden-Verlag veröffentlicht. In einem ausführlichen Interview spricht Zamora über Foucaults späte, vermeintliche Sympathie mit dem Neoliberalismus. Foucault liebäugelt mit dem Neoliberalismus? Eine These, die vor allem in der akademischen Linken für einiges an Aufruhr gesorgt hat.
„He’s become sort of an untouchable figure within part of the radical left. Critiques of him are timid, to say the least.“