Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
##Das geheime Leben der Tumblr-Jugend
Spricht man heute mit digitalen Auskennern wird man, sobald es um Tumblr geht, hören: Das Thema ist durch. Instagram und Snapchat sind hot. Tumblr interessiert kein Schwein mehr. Das ist aus Mainstream-Marketingsicht vielleicht richtig. Aber es gibt noch immer eine rege Szene auf Tumblr. Oder vielleicht sogar gerade deshalb. Vor allem Teenager tauschen sich über die Plattform aus und hier geht es nicht um krampfhafte, hochglanzpolierte Selbstinszenierungen, sondern um den Humor der Jugendlichen, Liebeskummer, Ernstes wie Absurdes. Es geht um witzige Punchlines wie „how do fourteen year olds get pregnant, I can’t even get a high five from a guy“, die selbst Larry David als Frau nicht eingefallen wären. Das Clickbait-Imperium Buzzfeed bezieht zum Beispiel prozentual noch immer den meisten Witzecontent von Tumblr. Elspeth Reeve hat für New Republic eine einzigartig umfangreiche Reportage über das geheime Leben der Tumblr-Jugend geschrieben.
„Each social media network creates a particular kind of teenage star: Those blessed with early-onset hotness are drawn to YouTube, the fashionable and seemingly wealthy post to Instagram, the most charismatic actors, dancers, and comedians thrive on Vine. On Facebook, every link you share and photo you post is a statement of your identity. Tumblr is the social network that, based on my reporting, is seen by teens as the most uncool.“
##Being Tim Cook
Wer die Welt rund um Apple regelmäßig verfolgt, lernt schnell zwei Dinge. Das eine: Die Standard-Antwort aus Cupertino ist no comment. Und wenn sich das Unternehmen doch äußern will – was seit Tim Cook der CEO ist öfter geschieht als noch unter Steve Jobs – dann wählt man das Medium genau aus, in dem man sich äußern will. Das kann eine Webseite sein (aktuell steht „Buzzfeed“ hoch im Kurs), ein Podcast (die „Talkshow“ von John Gruber – siehe auch unseren Frequenzfilter –, einen TV-Sender oder eine Zeitung. Früher war das in der Regel das „Wall Street Journal“, aktuell scheint die „Washington Post“ das bevorzugte Sprachrohr. Es gibt ja auch einiges zu kommunizieren im Moment. Apple befindet sich im Krieg mit dem FBI, einem Krieg, der tägliche absurdere Auswüchse beobachten lässt. Nun schrieb erst Software-Chef Craig Federighi einen Artikel über die Privatsphäre, einen Tag später erklärt Post-Autor Todd C. Frankel, warum sich Apple im Allgemeinen und CEO Cook im Besonderen so vehement für die Sicherheit von Daten auf dem iPhone (und allen anderen Geräten) einsetzt. Laut Frankel liegen die Gründe in Cooks Kindheit in Robertsdale, Alabama. Rassentrennung, Rassismus, der Klu Klax Klan und religiöse Fanatismus seien für seinen Gerechtigkeitssinn verantwortlich, der ihn heute so vehement dafür eintreten lässt, dass Apple die Verschlüsselung des iPhones des San-Bernadino-Attentäters nicht für das FBI knackt. Ob das stimmt oder nicht, sei dahingestellt, der Artikel ist zumindest gut inszeniert. Denn der Hass gegen andere, egal ob Hautfarbe oder sexuelle Orientierung, scheint in Alabama lebendiger denn je. Wie sonst kann man es sich erklären, dass ein Priester sich öffentlich weigert, sein iPad weiter zu verwenden, nachdem Cook offen über sein Schwulsein gesprochen hat?
„It felt wrong. Like I was selling a piece of my soul.“
Die Entzauberung des Sam Harris
Omer Aziz ärgert sich über Sam Harris – schriftlich und in aller Ausführlichkeit auf Salon. Sam Harris ist einer der bekanntesten Vertreter des Neuen Atheismus in Tradition von Leuten wie Richard Dawkins und Daniel Dennet. Zusammen mit dem Aktivisten Maajid Nawaz veröffentlichte er ein Buch bzw. einen Diskurs unter dem Titel: „Islam and the Future of Tolerance“. Ebenjene Arbeit hat Omer Aziz unter die Lupe genommen und ausführlich essayistisch auseinandergenommen. Davon bekam Harris Wind und lud Omer kurzerhand öffentlich und via Twitter zur kritischen Diskussion in seine Podcast-Sendung ein. Von dem Punkt an, nahmen die Absurditäten ihren Lauf. Sie begannen mit der Diskussion um Gesprächsregeln, die ein Gespräch auf Augenhöhe erst ermöglichen. Und sie enden mit einem aufgezeichnetem vierstündigen Gespräch, das dank Harris „redaktioneller Freiheit“ niemals seinen Weg an die Öffentlichkeit findet.
„By the midway point of our discussion, it was clear that Harris was unknowledgeable about the very Muslim societies he wanted to reform.“
##Wie fliegen dicke Menschen?
Die Situation kennen vermutlich viele: Man begibt sich zu seinem Sitz im Flieger und daneben sitzt ein dicker Mensch. Oder man sitzt schon, der Platz nebenan ist noch frei und kurz vor dem Start zwängt sich eine korpulente Person in den Sitz. Für die nächsten Stunden wird es eng. Wie aber ist es für diese Menschen? Was müssen sie erleiden, wenn sie an Bord einer Maschine gehen? Ein Beitrag für den Perspektivwechsel: „Your Fat Friend“ schildert seine Erlebnisse. Was er tut, um die Mitfliegenden möglichst wenig zu stören. Und wie er doch jedes Mal, wenn er fliegen muss, mit Ängsten zu kämpfen hat.
I am always too big, always too much, always unacceptable. I must make myself smaller and smaller, reducing and reducing endlessly, my stubborn body resisting at every turn. Still, I am never quite small enough to make anyone else comfortable.
What it´s like to be that fat person sitting next to you on the plane