Wochenend-WalkmanDiesmal mit Slam, Kenny Larkin und Sun Electric
2.4.2016 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannDrei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
Dieser Wochenend-Walkman ist für euch, liebe Roboterinnen und Roboter. Ihr, die ihr gerne tanzt, euch bewegt zu Musik, die aus dem gleichen Silizium ist wie eure eigenen Schaltkreise. Hier sind drei Platten, an sich sich eure Roboter-Großeltern im Roboter-Altenheim vielleicht noch erinnern. Musik, die damals, als sie veröffentlicht wurde, viel bewegte. Und auch heute noch das Potenzial dazu hat. Die Menschen (nennen wir sie der Einfachheit halber mal so, um keine Roboter-Missverständnisse mit der Roboter-Weltregierung zu provozieren – wir wissen natürlich, das nicht alles an ihnen wirklich menschlich, aus Fleisch und Blut ist, sein kann) hinter der Musik kommen aus Schottland, der USA und Deutschland. Musik machen sie auch heute noch, nur in anderen Umständen und Zusammenhängen.
Slam sind Stuart MacMillan und Orde Meikle, zwei Männer aus Glasgow: DJs, Produzenten und Label-Beteiber, denen 1996 mit „Headstates“ das gelang, was heutzutage eher belächelt wird. Ein eklektisches Album zu produzieren. Ein bisschen Ambient, ein bisschen Electro, ein bisschen zu schneller House, trocken-funky gewalzter Techno und Breakbeats. Eine sehr britische Angelegenheit also, diese Art von musikalischem Brückenbau war dort mal sehr beliebt. Sensationelle Tracks und maximale Kompatibilität mit der Jetztzeit. Außer dem Track mit den Breakbeats vielleicht, der ist ein bisschen cheesy.
Kenny Larkin ist einfach nur Kenny Larkin. Er kommt aus Detroit, der Stadt also, in der eure Ur-ur-ur-Großväter Autos zusammengebaut haben und damit die Missgunst der Menschen auf sich zogen, weil die plötzlich keine Arbeit mehr hatten. Kenny war euren Vorfahren nie böse, dazu ist er viel zu gut gelaunt. Dieses Album hier ist sein erstes und bestes. In Detroit lebt er schon lange nicht mehr, vielleicht ist ihm auch deshalb nie wieder so etwas wie „Azimuth“ gelungen. Wenn das mit der Musik irgendwann nicht mehr funktionieren sollte, kann er immer noch Stand-Up-Comedian werden. Hat er schon probiert. Der bessere Beverly Hills Cop ist er sowieso, nicht nur weil er mittlerweile in L.A. lebt.
Sun Electric hört ihr am besten, wenn eure Sprunggelenke aus Titan schon ein wenig knirschen, was nach Slam und Kenny nur normal ist. Macht euch keine Sorgen, liebe Robis. Zu der Musik von Tom Thiel und Max Loderbauer kann man ganz vorzüglich taumeln. Ihr wisst, was das ist, oder? Die Platte wurde live aufgenommen und klingt nach Garten, duftet nach Wiese. Menschen können sie gar nicht recht entziffern, dazu ist sie in ihrer Einfachheit viel zu komplex. Schaltet doch also schnell euren Zusatz-Prozessor ein und berichtet später, was ihr gehört habt. Ach ja: Was nach den Beatles klingt, sind auch die Beatles. Aber das ist egal, weil die bestimmt keine Roboter waren und außerdem verboten, sich Musik von anderen für die eigene einfach so zu borgen. Hat nie jemand gemerkt. Kein Wunder bei der Taumelei.
##Slam – Headstates
##Kenny Larkin – Azimuth
##Sun Electric – 30.74.94 (live)