Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Choir Of Young Believers – Grasque
Ji-Hun: Das neueste Album „Grasque“ der dänischen Band Choir of Young Believers erscheint wie der Vorgänger “Rhine Gold“ auf dem Label Ghostly International und ist das erste Album des Projekts um Songwriter/Sänger Jannis Noya Makrigiannis seit vier Jahren. Scheint gerade ein neues Ding. Auch Animal Collective haben sich für ihr neues Album „Painting With“ vier Jahre Zeit gelassen. Der Release von „Grasque“ erinnert mich aber auch an eine andere Sache. Muss ich mir doch unbedingt die dritte Staffel des TV-Krimis „Die Brücke – Transit in den Tod“ angucken. Denn der Titelsong stammt von der Band und das wusste ich lange Zeit nicht, obwohl ich die Musik immer bei mir hatte. Vor einigen Jahren, ich wartete am Osloer Flughafen auf meinen Rückflug, hatte ich meinen iPod auf Random eingestellt und plötzlich kommt der Song „Hollow Talk“ und es lief mir kalt den Rücken runter, wurde doch kurz zuvor der Thriller so von mir abgefeiert. „So müsste Spotify funktionieren“, dachte ich mir noch naiv, „predicitive listening – super Sache ...“
##LNZNDRF – LNZNDRF
Thaddeus: Wenn der Sänger von The National, Matt Berninger, eine zweite Band gründet, dann dürfen das die Devendorf-Brüder auch. Scott und Bryan, bei The National für Bass und Schlagzeug zuständig, taten sich bereits 2011 mit Ben Lanz zusammen. In Neuseeland. Wahrscheinlich waren alle gemeinsam auf Tour, denn auch Lanz hilft an der Posaune immer wieder bei den Nationals aus. Nun ist das Debütalbum des Trios erschienen. Und das klingt – anders als Berningers EL VY – erstaunlich traditionell im besten Indie-Sinne. Mal instrumental, mal mit Gesang: Die Produktion zeigt immer nur nach vorn, schnurstracks geradeaus. Das klingt manchmal nach Joy Division, nur nicht so morbide. Manchmal auch wie die Psychedelic Furs, nur besser. Und natürlich trotz aller Tradition auch moderner, nicht nur wegen des gen Ende plötzlich auftauchenden AutoTune in der Stimme. Eine tatsächlich beeindruckende Platte, die einen zwischen Curtis'schem Hampelstechschritt, Genre-typischer Schmachterei und gitarrenwandiger Kakophonie wenig Zeit lässt zur Analyse dessen, was da gerade passiert. Dazu nickt der Kopf zu heftig.
##Wolfmother – Victorious
Benedikt: Bei mir ist Throwback-Saturday angesagt: die neue Platte von Wolfmother. Denn die klingt sowas von Classic Rock, versucht sich nicht mal ein Gitarrenriff oder Drumpattern davon wegzubewegen. In der Regel habe ich ein Problem damit, weil mich die klassische Bandbesetzung (Bass, Gitarre, Schlagzeug, Gesang) sowieso schnell langweilt. In der Kombination ist – zumindest gefühlt – alles schon einmal durchexerziert worden. Aber es gibt genau zwei Bands, denen ich das verzeihe: Wolfmother und Pearl Jam. Sie kopieren alten Sound nicht, sie leben ihn in Perfektion. Wiederauferstehung einer Musik, statt Nachhall. Für mich bringen sie außerdem Bilder der Jugend auf dem Dorf zurück, in der elektronische Tanzmusik mindestens noch eine Führerscheinlizenz weit entfernt war. Dafür gabs Lagerfeuer am See. Und rückblickend einer wirklich beachtliche Menge Alkohol. Schön wars.