Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Mark Ronson – Uptown Special
Jan-Peter: „Funk hat mich irgendwie nie besonders berührt. Mark Ronson kannte ich bislang nur vom Namen her bzw. von seiner Produzenten-Tätigkeit für das Amy-Winehouse-Album „Back to Black“. Er hat auch für Robbie Williams, Lily Allen und Adele gearbeitet. Als ich kürzlich las, dass sein neues, viertes eigenes Album teils schwer nach Steely Dan klingt, wurde ich neugierig. Da kann man sich doch nur die Zähne dran ausbeißen? Auf „Uptown Special“ klingt der unnachahmliche Sound von Mr. Fagen und Mr. Becker tatsächlich mal kurz um die Ecke (vor allem auf „Summer Breaking“). Teilweise wird es, u.a. mit einem Bruno-Mars-Gastauftritt, schwer retrofunky, es gibt eine richtig doofe HipHop-Nummer mit Mystikal, besser ist der Opener, für den Ronson Stevie Wonder dazu überreden konnte, in die Mundharmonika zu blasen. Ein Album, das mich letztlich etwas ratlos hinterlässt. Was ist das nun? Retro-Funk-Pop? Pastiche-Patchwork? Oder ist das auch einfach egal? Ronson erinnert mich an Stuart Price. Der arbeitet sein Problem, in den Achtzigern noch zu klein gewesen zu sein, damit auf, die Alben seiner Pop-Vorbilder Madonna und Pet Shop Boys zu produzieren. Ronson macht das eben mit den Sechzigern und Siebzigern. Ist ja nicht verboten. Es gibt jetzt übrigens auch eine Remix-Version des Albums."
##I Start Counting - My Translucent Hands
Thaddeus: Ich weiß nicht so genau, warum ich I Start Counting immer noch so feiere. Eines dieser Projekte, das eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Zwei Typen, die sich in den späten 1980er-Jahren nicht entscheiden konnten, ob sie nun Synthpop oder Acid machen wollten, lieber raven gingen oder elektroakustische Experimente verfolgten. Dieses Mini-Album hat ein bisschen etwas von all diesen Zutaten. Und funktioniert natürlich entsprechend schlecht. Bzw. gar nicht. Und doch ist jeder Track so saugut, so eigenständig, so schroff verträumt, so komplett over the top und richtig toll falsch, dass ich regelmäßig zu „My Translucent Hands“ zurückkomme. Aus „Lose Him“ wurde dank Italo-Disco-Remix wenig später noch ein richtiger Hit. Ein zweites Album gab es auch noch. Danach benannte sich die Band um in „Fortran 5“ und versackte in unterirdischem Dancefloor-Quatsch. Und dann benannte sie sich nochmals um („Komputer“) und machte erst Kraftwerk-Pop und dann Noise. Was die Jungs wohl heute so treiben?
##Jamie xx – In Colour Preview White Label
Benedikt: Zwar kommt das Album erst im Juni, allerdings hat Jamie xx Ende März schon mal ein „Preview White Label“ zum Album rausgehauen. „In Colour“ wird das Solo-Debüt des Briten. Kaum zu glauben eigentlich, ist Jamie xx doch schon seit Jahren eine feste Größe unter den britischen Produzenten und immer wieder in aller Munde – und das nicht nur wegen des Erfolgs von The xx oder seinem Album mit Gil Scott-Heron. Vor allem mit Remixen von Four Tet bis Radiohead hat er immer wieder gezeigt, dass runde Pop-Nummern mit einem Schuss „xx“ noch wesentlich interessanter klingen können. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen ans Album. Die Tracks „Girl“ und „Sleep Sound“ sind bereits im letzten Jahr als Kombisingle erschienen, auch „Gosh“ ist seinem phänomenalen Breakbeat schon als 12’’ draußen. Bleibt „Loud Places“, eine poppige Nummer bei der Romy Madley-Croft von The xx an seiner Seite steht. Inwieweit diese Preview wirklich den Sound des Albums abbildet, lässt sich natürlich noch nicht beurteilen. Gespannt sein darf man wohl vor allem auf das Feature mit Rapper Young Thug und Dancehall-Künstler Popcaan.