Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.
##Lnrdcroy - Much less normal
Ji-Hun: Letzte Woche war ich seit einiger Zeit mal wieder in einem Plattenladen. Und offenbar kam vor gar nicht allzu langer Zeit ein neues Album auf einem meiner Lieblings-Labels Firecracker Recordings heraus. Das Cover wie immer umwerfend. Vom Künstler Lnrdcroy habe ich indes noch nie etwas gehört. Lnrdcroy kommt aus Kanada und hat das Album „Much less normal“ bereits 2014 auf dem Label 1080p aus Toronto releast. Allerdings nur auf Tape. Nun also der Re-Release über die schottischen Edel-Vinylisten von Firecracker. Und bei der ganzen Debatte um Vinyl-Neupressungen und Neu-Editionen. „Much less normal“ hat es unbedingt verdient auf sehr vielen Musikanlagen gehört zu werden. Es ist eines der schönsten und eindringlichsten House-Elektronik-Alben, das mir in diesem Jahr untergekommen ist.
##K.I.Z. - Die Welt geht unter
Benedikt: Nico, Tarek, Maxim und DJ Craft sind zeigen der Welt mal wieder den Mittelfinger. Dass „Hurra die Welt geht unter“ anders werden würde, war im Vorfeld schon ziemlich klar. Die Mutterficker-Komponente tritt auf dem neuen Album deutlich mehr in den Hintergrund. Man wird eben nicht jünger, was nicht nur vollkommen ok ist, sondern der Musik von K.I.Z. ziemlich gut tut. Das heißt aber keineswegs, dass die Jungs sich in Schwiegersöhne verwandelt haben. Die Lines bleiben maximal böse, treffen noch mehr auf den Punkt. Auch in Sachen Produktion bewegt man sich endlich wieder auf Höhe der Zeit, oftmals im Pop, in jedem Fall konstant besser auf als den letzten beiden Alben. Mehr dann nach großer Listening-Session.
##Meat Beat Manifesto - Kasm02
Thaddeus: Zwei Dinge an dieser EP sind interessant. Erstens, dass Meat Beat Manifesto tatsächlich eine neue Platte gemacht haben. Und zweitens, dass die auf Skam erscheint, dem Label aus Manchester, auf dem Boards Of Canada groß wurden, Autechre ihre besten Tracks veröffentlichten und der Elektronika-Hype der 90er kulminierte. Und dann ist da noch etwas Drittes. Diese vier Stücke sind allesamt obskurer Outsider-House. Das ist nicht so richtig typisch für MBM, spielte aber immer eine Rolle bei Jack Dangers, dem meines Wissens nach letzten verbliebenden Mitglied des Kollektivs. Die krachigen Noise-Orgien und fulminanten Big-Room-HipHop-Slammer gehören der Vergangenheit an. Zumindest für den Moment. Und da die Schnittstelle von HipHop und Elektronik ja auch auf Skam immer eine entscheidende Rolle spielte, ist die EP hier ausgesprochen gut aufgehoben. Schwer zu greifen, was man da hört. Driftende Chords, die bei MBM übliche in Musik gegossene Geisterstunde, Vocoder-Durchsagen. Alles sehr undeutlich oder besser: basisdemokratisch gemischt. Irgendwie schwerelos und wie ein schwankendes Hochhaus.