Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen. Und im Zweifelsfall einfach ein kurzweiliger Zeitvertreib ist.
##Knxwledge - Hud Dreems
Benedikt: Output, Output, Output. Das scheint das Lebensmotto von Glen Boothe alias Knxwledge zu sein – oder vielmehr seine Berufung. Die Liste seiner Releases auf Bandcamp, angefangen bei „3P“ aus August 2009 bis heute, zählt 67 Einträge. In New Jersey und Philadelphia aufgewachsen, ist Knxwledge heute in L.A. ansässig und damit Teil der berühmten L.A. Beat Scene um Flying Lotus, Daedelus und Madlib. Ersterer ist bekennender Fan, letzterer ist beim Label Stone Throw zu Haus. Im ehrenwerten Haus von Peanut Butter Wolf debüttiert nun auch Knxledge mit seinem neuesten Album „Hud Dreems“, nachdem er in diesem Jahr schon den Track „Momma“ auf Kendrick Lamars aktuellem Album „To Pimp A Butterfly“ produziert hat. Ganz in Beat-Tape-Tradition hält „Hud Dreems“ mehr Skizzen als wirkliche Tracks bereit, kommt bei 26 Titeln gerade mal auf eine Spielzeit von 36 Minuten. Das lässt Anstrengung vermuten, täuscht aber. Tatsächlich kann man die Platte durchaus an einem Stück genießen, in eine Welt aus verwaschenen und wohl geschichteten Jazz- und Soul-Samples abtauchen. Eine klassische Stone-Throw-Platte – und davon kann es ja gar nicht genug geben. Nebenbei: Das Album erschien am ersten Mai, mittlerweile gibt es schon ein neues Release. Output eben.
##Two Lone Swordsmen - Wrong Meeting
Thaddeus: Andrew Weatherall und Keith Tenniswood – immer gut! Egal ob verspult elektronisch oder – wie hier – mit Gitarre und Bass und „echten“ Songs. Also mit Strophe, Bridge und Refrain. Diese traditionelle Struktur schimmerte bei den beiden Produzenten zwar immer durch, wird auf dem Gros ihrer Produktionen dann aber doch von der Funktionalität des Tracks überdeckt. Diese Platte stammt aus 2007. Davor hatte das Projekt länger nichts von sich hören lassen; Klassiker wie „Tiny Reminders“ lagen Jahre zurück. Und nach „Wrong Meeting II“, dem nicht so starken Nachfolger, der ebenfalls 2007 erschien, haben die beiden gar nicht mehr zusammengearbeitet. Tenniswood releast ab und an als „Radioactive Man“, Weatherall ist nach wie vor als gut gebuchter DJ unterwegs, „entertaining the youth“, wie er es mal beim Bier nannte. Mit so einem Bart kann sich diesen Sager leisten. Diese Platte hier also ist Rock. Mal mit Drumcomputer, mal mit Synth, aber doch Rock. Komischer Rock, vielleicht sogar Breakbeat-Rockabilly. Während das alles komplett egal ist, sollte man zunächst auf die Songs als solche hören. Und die sind fantastisch. Hätte Frank Tovey aka Fad Gadget (Gott hab' ihn selig) seinen „Bridge St. Shuffle“ zu einem Album ausgebaut, dann hätte das vielleicht so geklungen. Die Ähnlichkeiten in den Vocals sind sowieso frappierend. Und so schubbert man durch die Wohnung und macht sich Gedanken. Wie wäre es gewesen, wenn sich Weatherall und Tovey mal im Studio getroffen hätten? Man wird ja noch träumen dürfen.
##Sun Kil Moon - Universal Themes
Ji-Hun: Mark Kozelek ist einer der größten und besten Songschreiber der vergangenen 20 Jahre. Das ist bestimmt subjektiv, lässt sich aber anders gar nicht sagen. Ob mit den Red House Painters in den 90er Jahren, als Mark Kozelek oder unter dem Alias Sun Kil Moon. Nun erschien das siebte Sun-Kil-Moon-Album mit dem Titel „Universal Themes“. Erst im letzten Jahr kam noch das von der Kritik gefeierte „Benji“ heraus und man wird das Gefühl nicht los, dass Kozelek gerade einen Lauf hat. Auf dem ersten Blick fallen bei „Universal Themes“ die Songlängen auf. Zwischen sieben und zehn Minuten sind die Stücke lang. Da will jemand weit ausholen und viel Zeit und Konzentration von seinen Hörern einfordern. Das letzte Mal, dass ich so lange Singer-Songwriter-Epen gehört habe, war beim letzten Matt-Elliott-Album. Da hat es sich auf jeden Fall gelohnt.