Night On EarthFotostrecke: Die Nacht durch die iPhone-Linse
30.1.2017 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannRaus aus dem Bett, raus aus dem Club, den Kneipen: Es gibt zu viel zu entdecken und zu dokumentieren. Zu fotografieren.
Wie wäre das eigentlich gewesen, wenn Jim Jarmusch seinen Film „Night On Earth“ mit dem Smartphone gemacht hätte? Wären uns Winona Ryder, Armin Mueller-Stahl, Béatrice Dalle, Matti Pellonpää, Paolo Bonacelli, Giancarlo Esposito und Gena Rowlands dann heute ästhetisch näher, vertrauter, würden sie realer wirken? Diese einsamen Geister von 1991, allesamt from dusk till dawn unterwegs, auf Zeit gefangen und eingepfercht zwischen Blech und vier Rädern? Jarmusch muss sich diese Frage nicht stellen. Erstens ist sein Film ein zeitloses Meisterwerk und zweitens kann er sich die nötige Technik einfach bei seiner Produktionsfirma bestellen, wenn die dunkle Nacht besonders hell sein soll. Genau das können wir – die ohne Draht nach Hollywood – nicht.
Zum Glück sind die Kameras in Smartphones mittlerweile so gut, dass man immer öfter auf den Fotoapparat verzichten kann. Das ist zwar immer – da sind wir wieder bei Winona und Co. – eine ästhetische Entscheidung, aber allemal besser, als was auch immer mit bis zur Unkenntlichkeit verrauschten grobkörnigen Ergebnissen zu dokumentieren. So wäre das vor wenigen Jahren noch gewesen.
Wie gut eine Smartphone-Kamera ist, wird heutzutage vor allem an deren Performance in schlechten Lichtverhältnissen gemessen: nachts. Die Hero-Shots entstehen bei Dunkelheit. Hier wird der Wettstreit um die technologische Luft nach oben entschieden.
Hier und heute startet auch die neue Apple-Kampagne „One Night Shot on iPhone“ zu genau diesem Thema. Das iPhone hat – und das ist seit vielen Jahren so – traditionell eine der besten Smartphone-Kameras überhaupt. Das hat vor allem mit der Software zu tun, die die Fotos in Windeseile bearbeitet und aufhübscht. Die hat den Mitbewerbern lange Kopfzerbrechen bereitet, mittlerweile jedoch kann man mit Telefonen von Samsung oder Huawei ähnliche Ergebnisse erzielen. Wäre ja auch irgendwie unverständlich, wenn es anders wäre. Neue Techniken wie eine Dual-Kamera bringt zusätzliche Möglichkeiten.
Betrachten wir die neue Apple-Kampagne also bewusst unter der Ästhetik-Lupe. Sind einfach schöne Fotos. Für die man, egal ob mit iPhone oder Galaxy, eine gute Fotografin oder ein guter Fotograf sein muss. Der Blick fürs Motiv ist auch 2017 immer noch entscheidend.
Alle Fotos wurden in der Nacht vom 5. auf den 6. November 2016 mit einem iPhone 7 oder 7 Plus aufgenommen und dürften uns in den kommenden Tagen auf unzähligen Plakatwänden begegnen. Könnte schlimmer sein, viel schlimmer.