Leseliste 31. Mai 2020 – andere Medien, andere ThemenClankriminalität, Lufthansa, Untappd, Pommes im Prinzenbad

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

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Photo by Yohann LIBOT on Unsplash

Clankriminell

Sprecher von Sicherheitsbehörden reden gern davon, Springer-Journalisten lieben den Begriff für die Headline: Clankriminalität. Ein Begriff der „kriminelle Großfamilien“ grundsätzlich meint, tatsächlich aber längst mit türkischen oder arabischen Familiennamen und damit rassistisch konnotiert ist. Bei der Zeit liegen interne Sicherheitsdokumente aus Niedersachen vor, aus denen deutlich wird, wie schnell man eigentlich drin ist, in der Clankriminalitätsstatistik:

Am 18. April 2017 stoppten niedersächsische Polizisten einen Hochzeitskonvoi mit 13 Fahrzeugen auf der Bundesautobahn 2 nahe Hannover. Das Vergehen: "Fahren mit einer Geschwindigkeit von circa 20 Kilometer pro Stunde auf allen drei Fahrstreifen über einen Zeitraum von circa zehn Minuten." Es gab keine Unfälle und keine Verletzten, auch keine unmittelbare Gewaltanwendung. Weil die 13 Fahrzeugführer allerdings einen bestimmten türkischen Nachnamen trugen, gingen 13 Einträge in die niedersächsische Statistik zur sogenannten Clan-Kriminalität ein.

So schnell wird man zum Clan-Kriminellen

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Foto: Thaddeus Herrmann

Lufthansa-Steuern

Diese Woche hat die Lufthansa die Auflagen der EU abgenickt, dem großen Rettungspaket der Bundesregierung für die Airline steht nichts mehr im Wege. Schon im Vorfeld wurde kritisiert, die Fluggesellschaft unterhalte zahlreiche Tochterunternehmen in Steueroasen. Wie kann der Staat einem Unternehmen helfen, das am heimischen Fiskus vorbei Gelder verschiebt? Jenseits einer Stellungnahme zu den Cayman Islands rückt die Lufthansa kaum mit Details raus. Steueroasen gibt es jedoch viele: zum Beispiel Malta. Neun Gesellschaften betreibt die Airline hier – von Flugzeug-Leasing bis Rentenfonds wird hier nicht nur viel abgewickelt, sondern auch verdient. In der SZ wird die Recherche der Organisation Finanzwende analysiert. Malta: schöne Insel, schöne Steueroase.

Dort habe ein Tochterunternehmen des Luftfahrt-Konzerns im Jahr 2018 mit nur zwei Angestellten 185 Millionen Euro Gewinn gemacht.

Die Malta-Connection der Lufthansa

untappd

Photo by radovan on Unsplash

Untappd zeigt Militärbewegungen

Unter Bier-Nerds gilt die App „Untappd“ als Standard: Mit ihr zeigen sie der Community, wo sie gerade welchen Hopfentee trinken. Geo-Gamification nach dem Prinzip von good old Foursquare. Biertrinker sind oft Männer, und oft solche, die abends frei haben – zum Beispiel Angehörige des US-Militärs, die weit von ihrer Familie entfernt auf irgendeiner Base hocken und nach Feierabend nichts Besseres zu tun haben, als nebenan einen zischen zu gehen. Bellingcat, das Recherche-Kollektiv, das auch den großartigen MH17-Podcast produziert hat, zeigt auf, wie sich mittels App-Nutzung Positionen von Militärangehörigen und Bewegungsprofile erstellen lassen – letztlich lässt sich damit sogar die Identität des Nutzers enthüllen. Und wenn die Bilder mit dem Bier dann sogar noch direkt am Schreibtisch entstehen, auf dem sensible Informationen liegen, dann ist es geradezu eine Selbstoffenbarung.

As with any social media, the photos can reveal more information on their own too. The difference is that with Untappd, the photo’s tend to focus a bit more on tables or desks where users place the bottle, and that they might be taken by slightly inebriated users a bit more often. They include desktops, documents and plane tickets, but they also feature military hardware from time to time.

Military And Intelligence Personnel Can Be Tracked With The Untappd Beer App

Prinzenbad-neu

Foto: Susann Massute

Prinzenbad-Pommes

Langsam öffnen in Deutschland wieder die Freibäder und kaum eines ist so berühmt-berüchtigt wie das Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg. Diese Saison findet unter anderen Vorzeichen statt, das betrifft auch das Geschäft von Dagmar Keuenhof und Matthias Kutscha, die seit 2008 die Schwimmbad-Cafeteria als Pächter betreiben. Daggi und Matze berichten in ihrem Interview mit der taz von ihrem knochenharten Job, was für Erwartungen sie für dieses Jahr haben und wie die Arbeit über die Jahre eng zusammenschweißt.

Daggi: Da kommt man an seine Grenzen.
Matze: Das geht mit Gehstörungen los, weil die Beine keine Kraft mehr haben, weil man jeden Tag 16 bis 18 Stunden auf diesen Fliesen steht. Der Körper kann irgendwann nicht mehr. Die letzten zwei Monate ist man auch gedanklich drüber. Morgens habe ich manchmal blutrote Augen. Die Leute haben mich schon gefragt, aus welchem Club ich gerade komme (lacht) Aus dem Prinzenbad, sage ich dann. Wie? Hat das Prinzenbad jetzt auch einen Club?
Daggi: Ich nehme in der Zeit immer 20 bis 25 Pfund ab...
Matze: ... obwohl wir abends noch die übrig gebliebenen Wiener aufessen.

„Wir nennen das betreutes Essen“

Wochenend-WalkmanDiesmal mit RIP Swirl, Moodymann, Freddie Gibbs & The Alchemist

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