Leseliste: 29. Juni 2014 - andere Medien, andere ThemenAlte Feindbilder, wirtschaftlicher Niedergang in den USA, Aaron Sorkin, Heimautomation

Leseliste Juli 2014 final

Die ganze Woche über filtert unsere Redaktion Themen, Trends und Phänomene. Immer sonntags stellen wir hier in der Leseliste Artikel zusammen, die uns positiv aufgefallen sind. Twitter aus, Leselampe an!

Keri Russell

Keri Russell in „The Americans“. Bild: FX

##TV-Serien: Der Kalte Krieg ist wieder da

Waren es nicht wunderbare Zeiten, als die Feindbilder klar definiert waren? Der Westen gegen den Osten, die USA gegen die UdSSR und wir mittendrin. Derzeit erlebt dieser vermeintlich Kalte Krieg des nuklearen Wettrüstens und der nicht enden wollenden Bespitzelung Geheimdienste eine Renaissance im US-ameriaknsichen Fernsehen. „The Americans“ hat schon zwei erfolgreiche Staffeln hinter sich, „The Assets“ läuft gerade. Beide Serien spielen in den 1980ern. „Allegiance“ und „The Last Ship“ (beide starten im Herbst) verlegen die alte Auseinandersetzung der Supermächte in die Jetztzeit, bzw. die Zukunft. Das alte Feindbild Russland ist wieder Thema. Zu einer Zeit, in der die russisch-amerikanischen Beziehungen nicht schlechter sein könnten und beide Länder doch aufeinander angewiesen sind. Beide sind mit den gleichen Bedrohungen konfrontiert. Alessandra Stanley hat für die New York Times ein kluges Stück über diesen Trend geschrieben, der Putin ins Zentrum der Argumentation stellt. Die britische BBC war natürlich wieder schneller. In „Spooks“ wollten die Russen schon 2008 Atombomben in London zünden.

„Es ist viel einfacher, den Kremlin heute anzuschwärzen. Und macht mehr Spaß.“

The Cold War Brews Anew in Prime Time

Business building

Bild: Empty business building via Shutterstock

##USA: Erst Detroit, jetzt die Shopping Center

Es ist keine wirkliche Neuigkeit, über die Katja Kullmann in der aktuellen Ausgabe des Freitag schreibt, eher eine Erinnerung: Mit den USA geht es an immer mehr Fronten bergab. Den Verfall von Detroit haben wir im Blick und auch, dass die offenkundigste Manifestation des kapitalistischen Wirtschaftssystem, die Shopping Mall, nur dann überleben kann, wenn die entsprechende Kaufkraft vorhanden ist, leuchtet ein. Der „Ruinen-Porno“, der besonders gern an Detroit ausgelebt wird, diese kopfschüttelnde Bestürzung beim Betrachten der Bilder ist verwerflich. Denn die, die sich die Bildbände leisten können, sind vermeintlich besser gestellt. Nun aber läuten die Alarmglocken. Rund 15 Prozent der 1.500 Einkaufszentren in den USA könnten dieses Jahr schließen. Ein viel drastischeres Signal für den Flächenbrand der Armut als die Bilder aus einer Stadt, die zu lange auf eine sich verändernde Industrie gesetzt hat. Die Website zum Niedergang gibt es auch schon. Auf deadmalls.com werden die Shopping-Ruinen gesammelt.

„Zuckerwatte und Springbrunnengeplätscher. Das war Amerika.“

Ruinenporno: Jetzt bröckeln die Malls

Newsroom

Emily Mortimer in „The Newsroom“. Bild: HBO

##Interview: Aaron Sorkin

Kein klassisches Lesestück: ein Interview-Mitschnitt mit Aaron Sorkin. Der Drehbuchschreiber ist für TV-Serien wie „The West Wing“ verantwortlich, den Kinofilm „The Social Network“ oder auch die Serie „The Newsroom“, deren dritte und letzte Staffel in zwei Wochen, am 13. Juli, in den USA auf HBO startet. Die an faktischen Ereignissen aufgezogene Serie über die Redaktion einer Nachrichtenredaktion in New York hat zuerst viel Lob, dann - für die zweite Staffel - auch viel Schelte kassiert. Wir sind Fans. Und sei es nur wegen der Sorkin'schen Dialog-Dramaturgie, der selbst Muttersprachler nur schwer folgen können. Beim Tribeca-Filmfestival erzählt der Schreiber über seine Herangehensweise und entschuldigt sich beim Publikum: Jetzt wäre er soweit, mit der Serie zu starten. Leider zu spät. Das Interview ist dennoch hörenswert.

Nest Juli 2014

Das smarte Thermostat „Nest“

##Wie viel Smart Home verträgt der Mensch?

Unsere Telefone wissen alles über uns, Google sowieso, Fitness-Tracker, Armbanduhren, smarte Zahnbürsten, clevere Glühbirnen undsoweiterundsofort: Unsere Wohnungen sind vollgestopft mit Geräten, die unser Leben besser machen. Sagen die Hersteller. Muss das alles sein? Brauchen wir diesen ganzen Schrott wirklich und sind die langfristigen Auswirkungen auf unseren Alltag wirklich so positiv, wie uns alle weiß machen wollen? Oliver Wainwright stellt im Guardian genau diese Frage und hangelt sich vor allem an „Nest“ entlang, dem cleveren Thermostat, das mittlerweile von Google gekauft wurde. Man kann über dieses Thema nicht oft genug nachdenken und weitere Texte lesen, gerade wenn sie so analytisch und zusammenfassend sind wie der von Wainwright.

„Wenn das Haus abbrennt, schickt Gmail Werbung für Feuerlöscher.“

Nest, Google and beyond

Plattenkritik: Julius Steinhoff - Flocking BehaviourOutsider-House für Drinnenbleiber - ein Streitgespräch

Warum Clickbaits nicht funktionierenUnd niemand mehr auf Dich hört, wenn wirklich Wichtiges passiert