Weit im Süden des indischen Subkontinets, noch jetzt beim Schreiben dieser großen Wörter packt mich die Begeisterung, liegt der Bundesstaat Tamil Nadu. Leider war ich damals nur wenige Tage dort unten, sonst könnte ich vielleicht von der Diversität der Kulturen Indiens berichten, über die Tamilen in diesem speziellen Bundesstaat. Was mir, wie vielen Europäern, gleich einfällt, auch heute lange nach der Reise, ist das Zusammenfließen völlig konträrer Erscheinungen der Wirklichkeit: Moderne, tiefe Gläubigkeit, Hinduismus, Buddhismus, Islam, Armut und entstehende Infrastruktur, alles präsent im gleichen Bild.

Auf diesem Bild verschwindet mein Fahrer eben für einige Momente Richtung seiner Behausung und ich fotografierte aus dem Autofenster. Leider war es nicht möglich, wirklich miteinander zu kommunizieren. So versuchten wir über ein paar Tage miteinander zu arbeiten, was nur halb gelang. Ich wollte ins Herz der Textilproduktion und er fuhr mit mir die schönsten Tempelanlagen ab. Am Ende unserer gemeinsamen Tage machte ich den Fehler, den vielleicht auch mancher Europäer begeht, mich zu ihm nach Hause einzuladen. Seine kleine, sehr saubere, aber völlig unmöblierte Hütte, erbaut immerhin aus Beton, bewohnte er mit seiner Familie. Stuhl und Tee für mich wurden extra von den Nachbarn ausgeliehen. Alles sehr peinlich und aufdringlich, wo ich doch eigentlich nur gedacht hatte: Warum sich nicht über unsere sehr verschiedenen Herkünfte kennen lernen.
Nachdem ich ja schon Bayern, Schwaben, New Yorker, Ost-Berliner und Palästinenser zu Freunden und Lebenspartnern gemacht habe, warum nicht eben auch hier eine Brücke bauen. Aber soweit reichte es zwischen uns in diesem Moment leider nicht.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

Letzte Woche war Fabian in Richtung Iran unterwegs.