Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
This is 18
Die New York Times ist einmal um die Welt gereist, um herauszufinden: Wie ist es heute als 18-jähriges Mädchen aufzuwachsen? Protagonistinnen in Ländern wie Nigeria, China, England, Bangladesh und vielen mehr erzählen von ihrem Alltag, ihren Problemen und Zielen und man merkt schnell, dass Sorgen überall andere sind. Es gibt zahlreiche Fotos, Playlists von den zuletzt gehörten Songs der Portraitierten oder auch Frühstück-Instagrams. Dem Feature gelingt ein einfühlsamer und junger, respektvoller Einblick, das Layout dieses Stücks ist darüber hinaus auch eine Erwähnung wert.
“Once a girl is married, she cannot do anything without the permission of her family .If there is anything I want to don ow, I have to ask my husband and other family members first.” (Shama Ghosh, Chandpur, Bangladesh)
Essen: Aber eigentlich gesund…
Wer heute noch seinen Sandwich-Toaster liebt, also Käse und Schinken in Weißbrot hüllt, wahlweise mit Ketchup oder ähnlich zuckerhaltiger Fertigsoße zwischen zwei Heizplatten zum Schmelzen bringt – spricht besser nicht in der Öffentlichkeit darüber. Denn eigentlich will man ja gesund leben. Und eigentlich tut man das ja auch. Eigentlich ist hier als Gegenteil von heimlich zu verstehen. Das Sprichwort „Du bist, was du isst“ ist längst zum Konsummotor geworden. Detox, laktosefrei, weg mit dem Gluten, ein bisschen bio, veggie und Fair-Trade – fertig ist der bessere Mensch. Warum das alles so gut funktioniert, wird einmal mehr bei brand eins erklärt. Einmal mehr lohnt sich auch die Lektüre.
„Die Packungen der Produkte aus der Reihe „Rewe frei von“ sind mit viel Weiß gestaltet, die glutenfreien Kekse und Brotscheiben scheinen aus dem Bild zu fliegen, so leicht sind sie – und mit ihnen schwebt das schlechte Gewissen fort. Dass die Frei-von-Produkte deutlich mehr kosten als die herkömmlichen Pendants, verstärkt die befreiende Wirkung eines klassischen Ablasshandels.“
Knebelverträge
Es rumort bei Soundcloud. Mal wieder – dieses Mal jedoch geht es ums Eingemachte, also das Geld. Die Streaming-Plattform träumt weiter davon, für Künstlerinnen und Künstler der Anbieter der Wahl zu werden, wenn es darum geht, Musik im Netz zu vertrieben und zu monetarisieren – ohne Label oder Aggregator. „SoundCloud Premier“ heißt das entsprechende Programm. Um dabei mitzumachen, muss man jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen: ein kostenpflichtiger Pro-Account und mindestens 5.000 Abrufe innerhalb eines Monats. Nach einer mehrjährigen Testphase ist das Programm jedoch seit Anfang Oktober immerhin offiziell freigeschaltet. The Verge legt der Vertrag vor, den man unterschreiben muss, um teilzunehmen. Und der hat es in sich. Kurz und knapp: Soundcloud kann schalten und walten, wie es will: Vertragsbedingungen, Höhe der Tantieme und den Abrechnungszeitraum nach Gutdünken ändern, ohne die Kreativen darüber zu informieren. Klagen gegen Soundcloud werden kategorisch ausgeschlossen, und die Möglichkeit zur Anfechtung von Abrechnungen ist zeitlich Branchen-unüblich auf sechs Monate begrenzt. Bonus: Der Vertrag lässt sich nicht einmal ausdrucken.
„Consult with your legal counsel.“
Soundcloud’s New Artist Contract Is A Raw Deal For Musicians
Feel the jungle vibe
Dieser Tage wäre der wohl berühmteste Club des alten Westen Berlins, der Dschungel, 40 Jahre alt geworden. Dort, wo heute ein schickes, gediegenes Hotelrestaurant residiert, wurde einst schick und gediegen gefeiert. Mick Jagger, Prince und andere Größen der Popwelt ließen hier in den Achtzigerjahren die Korken knallen. Dann kam Techno, und der Dschungel verödete. Zum Geburtstag hat die FAZ Stammgäste wie die Sängerin Zazie de Paris, den Maler Salomé, den Musiker und Produzenten Mark Reeder und Schauspieler Jürgen Vogel versammelt. Herausgekommen ist eine ganz interessante „oral history“ über ein großes Stück Berliner Clubkultur der Prä-Bummbumm-Zeit.
„Es ging immer um die Sache, es ging nie darum, etwas zu verwerten. Es war so ein Spieltrieb. Als dann die Mauer fiel, kam Geld, alles wurde neu gemischt. Viele sind durchgerasselt in der Zeit. Die konnten damit nicht umgehen.“