Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
Harrison Ford
Harrison Ford gibt nicht viele Interviews und wenn doch, dann ist er vor allem damit beschäftigt, Fragen nicht zu beantworten und stattdessen das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Beste Voraussetzungen für ein schnelles und kurzweiliges tête-à-tête mit dem Schauspieler, der sich aktuell ob des Kinostarts von „Bladerunner 2049“ eben doch dazu hinreißen lässt, mit der Presse zu sprechen. Chris Heath hat ihn in Boston für GQ getroffen, und sein Text – eine mit O-Tönen und Hintergrundwissen gespickte Reportage – liest sich wie ein Flug im Rasenden Falken. Denn müde ist Harrison Ford mit seinen 75 Jahren noch lange nicht. Dafür umso abgeklärter.
„I’m finished with Star Wars if Star Wars is finished with me.… But it is science fiction.”
[Harrison Ford im Interview]8https://www.gq.com/story/harrison-ford-gq-cover-story-2017)
BoJack Horseman
Die Netflix-Serie BoJack Horseman ist (neben Rick & Morty) die wohl derzeit beste, weil auch witzigste Cartoon-Serie. Trotz der vermeintlich blödeligen Charakterdarstellung, strotzt sie vor feinen Details und offenbarenden Insights in der schmutzigen Hollywood-Branche. Die Erfinderin der Charaktere heißt Lisa Hannawalt und sie hat sich während ihrer Arbeit auch viele Gedanken über die Outfits von BoJack, Diane und Co. gemacht. Im Interview mit Racked spricht sie über ihre Arbeit, Inspirationen, wie solche Figuren ihr Eigenleben entwickeln und wieso es ein Problem ist, wenn eine Serie plötzlich erfolgreich wird.
I wish I could change [their outfits], honestly — like, I’m a little tired of Diane’s green army jacket at this point. But it’s an animation thing: You want to create something that people will recognize instantly. Like, if you look at The Simpsons, their outfits have stayed the same for 28 seasons now.
##Verschärfung der Ausbeutung
Aus unserer Reihe Understanding Digital Capitalism hat Das-Filter-Autor Timo Daum ein Buch gemacht. „Das Kapital sind wir. Zur Kritik der digitalen Ökonomie“ heißt es und ist bei Edition Nautilus erschienen. In der „jungen Welt“ gibt es einen Vorabdruck eines Kapitels, in dem Timo sich mit der zunehmenden Ersetzung des Menschen durch Roboter auseinandersetzt. Wir werden in Bälde noch einmal im Detail auf sein Buch zu sprechen kommen, hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack.
Die kapitalistische Realität zeigt, dass die beschriebene Ersetzung, in beide Richtungen übrigens, tagtäglich stattfindet – ob die Maschine den Arbeiter oder der Arbeiter die Maschine ersetzt, hängt nur davon ab, was günstiger ist.
Schmutzkampagne stinkt streng nach AfD
Mancher einer hat es bereits mitbekommen: Es ist Wahlkampf, eine Woche noch. Dieser Wahlkampf war bisher ja eher einer der gediegenen Sorte. Schlammschlachten à la USA blieben uns größtenteils erspart – bis jetzt. Seit vergangenem Montag ist das anders, „Negative Campaigning“ der schlimmsten Sorte gibt’s jetzt auch auf Deutsch. Eine Website namens „Merkel die Eidbrecherin“ wird prominent von ganz Rechts beworben. Bei Correktiv erfährt man, wer allem Anschein nach dahintersteckt.
„Die USA haben es vorgemacht. Schmutzkampagnen stehen dort im Drehbuch vor Wahlen. Jetzt kopiert die AfD die schmutzige Strategie. Kein Zufall. Trumps Stratege Vincent Harris führt heimlich Regie.“