Leseliste 06. August 2017 – andere Medien, andere ThemenWeißwurstparade, Netflix-Schulden, Soundcloud-Gewitter und Offline im US-Hinterland

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

weisswurstparade

photo credit: razvan.orendovici Boiling some Weisswursts via photopin (license)

Gastrosexismus

Es ist Fakt: In der deutschen Top- und Sternerestauration kochen überdurchschnittlich viele Männer, Frauen sind hier selten. Aus unterschiedlichen Gründen, die von schwerer Vereinbarkeit mit der Familie über den enormen Druck bis hin zu Mobbing und Belästigung reichen. Ein Fachmagazin, das über diese Branche schreibt, könnte dieses zum Anlass nehmen, dagegen anzuwirken – zum Beispiel durch „weibliche“ Coverstorys. Das deutschsprachige Fachmagazin „Rolling Pin“ geht den umgekehrten Weg: Harte Kerle, echte Küchenhelden, grimmige Blicke, scharfe Messer sind hier nahezu ausnahmslos zu sehen. Das ist bescheuert, aber legitim. Und ebenso, einen Top-50-Wettbewerb auszurufen, bei dem 49 Vertreter der Zunft männlich sind. Und diesen mit gastrosexistischen Illustrationen zu bewerben. Aber: Dann muss man auch dazu stehen. Dann sollte man mit Kritik, auch harscher, umgehen können. Und sollte nicht, wie in der vergangenen Woche passiert, Facebook-Kommentare löschen und die Kommentatoren obendrein noch sperren. Wenn es dann auch noch namhafte Blogger und Foodies sind, die blockiert werden, dann ist der Shitstorm programmiert. Und ist zugleich doch nur Spiegel dessen, was in den Küchen passiert.

„Die Vehemenz, mit der Kritikerinnen mundtot gemacht werden, ist nicht etwas ein schockierender Ausreißer einer überforderten Social Media Manager*in, sondern gängige Praxis in der gehobenen Gastronomie.“

Männlich, weiß, exzellent: Eklat bei der Wahl zum besten Koch Deutschlands

Netflix-Hauptquartier

Foto: Netflix

Netflix pokert

Über 20 Milliarden US-Dollar Schulden hat Netflix mittlerweile angehäuft – ein Großteil davon ist nicht in der Börsen-relevanten Bilanz ausgewiesen. Der Streaming-Anbieter setzt kategorisch auf Wachstum und investiert dafür Unsummen in Lizenzgebühren und die Produktion eigener Formate. Die L.A. Times hat die Strategie analysiert und mit Branchenkennern gesprochen. Die Befürchtung: Das Wachstum ist endlich, die Expansion außerhalb der USA kostenintensiv, Netflix könnte sich verzetteln. Zumal sind viele der Erfolgstitel teuer – zu teuer – bei anderen Studios eingekauft. Und der Wechsel zu einem Portfolio, das mehrheitlich aus Eigenproduktionen besteht, die sich besser monetarisieren lassen, ist langwierig und unsicher. Es kursiert der Begriff der „Netflix-Blase“. Wann die wohl platzen wird? Die Konkurrenz beobachtet die Entwicklung genau, in 4K und HDR.

„I think it is kicking the can down the road and a looming write-down is coming.“

Netflix is on the hook for $20 billion

Soundcloud Startseite Screenshot LL06082017

Screenshot: Soundcloud

Hinter der Krise bei Soundcloud

Geht's nun weiter oder nicht? Und wenn ja, wie? Das Unternehmen Soundcloud war viele Jahre Aushängeschild der vermeintlichen Tech-Metropole Berlin, musste kürzlich aber zwei Standorte schließen und 40 Prozent der Belegschaft entlassen. Heute scheint die Musikplattform nicht weniger als ein Scherbenhaufen zu sein. Viel wird seit Monaten über die Gründe diskutiert und der Reporter Ryan Mac, ein ausgewiesener Kenner Soundclouds, hat für Buzzfeed News den wohl anekdotenreichsten Beitrag bis dato verfasst. Über Probleme im Management, abtauchenden CEOs und schlechten Personalien wie dem Engagement von Jeff Toig.

By all accounts, it was a terrible move. Toig very quickly became a controversial figure at SoundCloud, known for publicly berating some of his reports and playing favorites with others. “He would carry a football around the office under his arm like a prop and he threw it to you to indicate that you were in the gang,” said one former SoundCloud employee. “He never threw it to women.”

The Inside of Soundcloud's Collapse

Schmalbandnetz im Hinterland

Man kennt ja die Geschichten vom Breitbandausbau hierzulande: Schlusslicht in Europa, kein DSL im Dorf, selbst das Handynetz ist bisweilen löchrig wie ein Schweizer Käse. Aber geteiltes Leid ist halbe Ladezeit, in den USA sieht es nicht viel besser aus. Zugegeben, die Staaten haben etwas mehr Fläche, die es abzudecken gilt. Trotzdem sind die Probleme erstmal ähnlich. Man versucht sich selbst zu helfen, mit in Eigenregie und lokal betriebenen Funktürmen will man Farmen und Städte im Hinterland von Colorado mit WLAN zu versorgen. Das klappt ganz gut, solang kein Baum im Weg steht. Eine tolle Reportage dazu gibt’s bei fivethirtyeight.

„The same study estimated that if broadband was as good in rural areas as it is in urban ones, online retail sales would be “at least $1 billion higher.“

The Worst Internet In America

Wochenend-WalkmanDiesmal mit DJ Harrison, Jack Peoples und Grey Branches

Lofty305 x Black Mack – Playa Til I DieDas Video des Tages