Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
Computer-Virus per DNA
Videos und Fotos in der DNA von Bakterien speichern? Schon wieder fast von gestern. Das Team um Tadayoshi Kohno and Luis Ceze an der Universität von Washington in Seattle hat es geschafft, einen Computer mithilfe eines auf DNA gespeicherten Virus zu kapern. Zwar hat man auf jegliche Cybersecurity im besagten Computer verzichtet und eine reale Gefahr durch solche Viren bestehe derzeit noch nicht, aber das Experiment ist ein Ausblick. Auf das, was in absehbarer Zukunft möglich sein wird. Wer in die Details einsteigen möchte, findet hier das ausführliche und noch ausführlichere Paper. Aber die News an sich ist schon beeindruckend.
„‚We look at emerging technologies and ask if there are upcoming security threats that might manifest, so the idea is to get ahead,‘ says Peter Ney, a graduate student in Kohno’s Security and Privacy Research Lab.“
Rockstar-Leben
Die Klischees über das Leben von Rockstars sind ziemlich eindeutig. Sex, Drogen, Luxus, ein Leben in Saus und Braus. Dass dem aber in den seltensten Fällen so ist, kann man erahnen. Will Caruthers kennen vom Namen her die wenigsten. Aber er war Bassist in den prägenden Bands Spacemen 3 und Spiritualized und gilt in Fankreisen als Legende. Aber bei ihm lief eigentlich fast nichts so, wie man sich das vorgestellt hätte. Ein Leben voller Rückschläge, Fehler und ganz viel Pech obendrein.
„Mit 23 war Will Carruthers ausgebrannt. Er hatte sechs Alben gemacht, war zwei Jahre auf Tour gewesen und pleite. Also trug er Ziegel. Er wollte sich gerne ein paar Monate in ein sehr stilles Haus setzen. Stattdessen arbeitete er direkt nach seiner Zeit bei Spiritualized in einem Schlachthaus. Als Vegetarier. Er verließ die Szene und die Partys. Achtzehn Jahre lang hatte er kein Konto und trug sein Geld in einer Socke bei sich.“
Bombenstimmung bei Google
Bei Google wird aktuell am offenen Gender-Herzen notoperiert, nachdem der – mittlerweile gefeuerte –Programmierer James Damore ein Pamphlet veröffentlicht hatte: „Google’s Ideological Echo Chamber“. Die Tatsache, dass in der Tech-Branche mehr Männer als Frauen arbeiten, habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern sei biologisch begründet. Ein schlimmer Text zum falschen Zeitpunkt: Google sieht sich aktuell mit einer Sammelklage zur Lohngleichheit konfrontiert, CEO Sundar Pichai kam zu spät aus dem Urlaub zurück, beraumte ein Town Hall Meeting an, sagte es wieder ab. Damore macht derweil eine Tour durch die Talk Shows der Online-Rechten auf YouTube.
„All of these traits which the manifesto described as “female” are the core traits which make someone successful at engineering.“
Bagdad, Kabul, Teheran – damals
Manchmal liegt die Zukunft leider in der Vergangenheit. Zum Beispiel in Afghanistan, im Iran oder im Irak. Der eine oder andere Leser hat vielleicht schon mal Bilder aus dieser Region gesehen, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren entstanden sind. Moderne Zeiten waren es, bevor Diktatur, Krieg und Gottesstaat-Fantasien den Mittleren und Zentralen Osten heimsuchten. Diese Fotodokumentation zeigt Frauen-, Menschen- und Gesellschaftsbilder aus einer Zeit, die nicht lange her ist und 2017 so unerreichbar weit entfernt zu sein scheint, fast schon undenkbar. Trauer schwingt in der Nostalgie immer ein wenig mit, hier aber ist sie das dominante Gefühl, das einen bei der Betrachtung überkommt. Eine kommentierte Klickstrecke der anderen Art.
„Before WWII many countries in the Middle East, Africa, Asia, and Latin America relied upon the financial support of the US or European countries like Great Britain and France. After the war many of these countries began to emerge from the shroud of imperialism.“