Auf dem Weg: Unterwegs in Berlin mit Fahri YardimEine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
12.11.2014 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaBerlin, 2010. An einem herbstlichen Septembermorgen hatten Fahri und ich uns für Portraits getroffen.
Erstes Motiv war eine geräumige Altbauwohnung in Berlin Prenzlauer Berg: bröselnde Wände ohne Tapete, englische Farben und allerlei alte Möbel. Ein wenig verspannt haben wir hier gesessen, geredet, herumgestanden und fotografiert. Tatsächlich handelte es sich um die Wohnung meiner früheren Freundin.
Was ihr damals vielleicht noch nicht so richtig bewusst war.
Es war mein letzter Tag in der Wohnung und ich kann gar nicht mehr sagen wie ich mich gefühlt habe. Fahri beeindruckte mich sofort mit seinem Lachen, seiner positiven Energie und verwirrte mich anderseits damit, wie er sich immer wieder versichern musste, ob es mit dem Fotografieren auch wirklich funktioniere. Dabei kam er mir eigentlich gar nicht unsicher vor, wie er damals meinen Blick hinter dem Apparat suchte. Haltung und Pose, alles stimmte. Kriegen wir ein paar Bilder zusammen? Vielleicht war es die Wohnung, die Stimmung dort.
Wir machten uns also auf zum Kurfürstendamm ins Hotel Bogota.
Ich schloss uns am frühen Nachmittag ein winziges, gelb gestrichenes Hotelzimmer auf. Mein Heim für ein Woche, bis zur Levante Radtour. „Oh je, wer hier übernachten muss!“ Scheinbar deprimierte Fahri die Vorstellung, in diesem Zimmer die Nacht verbringen zu müssen.
Natürlich war das Hotel Bogota ein sehr besonderer Ort, ein stilvolles Hotel, mit herrlichen Zimmern. Aber es gab eben auch diese schlichten, kleine Zellen. Bis zu Fahris Ausspruch hatte ich mich allerdings ganz gut aufgehoben dort gefühlt. Im letzten Abendlicht fotografierten wir den Kurfürstendamm rauf und runter. Ich folgte dem dynamischen Fahri, lachte über sein Späße, verlor den Überblick über seine Anekdoten und versuchte etwas von seinem Charisma auf Film festzuhalten.
Um die Spannung endgültig zu lösen kauften wir eine Flasche Wodka.
Schnell war das letzte Tageslicht verschwunden. Wir saßen inzwischen auf dem Boden in einer kleinen Halle im zweiten Stock und lachten. Glücklicherweise konnte ich Fahri noch überreden, für mein „Lieblings Song“-Projekt ein Lied über Kopfhörer zu hören. Das Projekt entstand aus dem Bedürfnis heraus Fotos zu machen, die wirken, als ob überhaupt kein Fotograf bei ihrer Entstehung dabei gewesen wäre. Der Porträtierte ist durch die Musik vom Fotografen getrennt und der Fotograf kann wie unsichtbar beobachten, was die Musik mit dem Menschen vor der Kamera anstellt.
An unseren Song kann ich mich leider nicht erinnern. Das Bild bleibt.
Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.
Letzte Woche war Fabian in Hamburg.