Plattenkritik: Kali Malone & Drew McDowall – Magnetism (Ideologic Organ)Sound, der zum Leben erweckt wird
9.11.2025 • Sounds – Text: Ji-Hun Kim
Auf großer Reise.
„Magnetism“ ist die erste gemeinsame LP von Kali Malone und Drew McDowall und sie entstand 2022 mehr oder weniger spontan in McDowalls Studio in Brooklyn. Zwei große Namen aus unterschiedlichen Generationen tun sich hier zusammen. Drew McDowall, der schon mit Coil und Psychic TV die Avantgarde des Industrial prägte, und die 33 Jahre jüngere Kali Malone, die mit ihrer experimentellen und elektroakustischen Musik nicht nur die Orgel auf andere Ebenen brachte. Die Aufnahmen ruhten erst ein Jahr. Beide merkten, wie gut alles gereift ist und nahmen hier und da einige Veränderungen vor. Fast drei Jahre später ist nun „Magnetism“ erschienen und es ist wieder der Beweis, dass Eile nichts bringt, wenn etwas gut werden soll. Es zeigt, dass in Zeiten der KI-Musik-Slops und K-Pops so etwas wie „Magnetism“ ein Geschenk ist. Eines, auf dass man sich gar nicht so sehr einlassen muss, solange man die bewegenden Sounds zulässt.
Basis der Songs sind individuelle Stimmungen auf einem monophonen modularen Synthesizer-Patch. Overdubs wurden so gut wie keine gemacht. Trotz des vermeintlich Improvisatorischen und Volatilen, ist das Album aber standhaft, akribisch und zielgerichtet. Es ist eine Soundexkursion, ein spiritueller Drift, letztlich aber auch eine meisterhafte Lehrstunde, wozu elektronische Musik in der Lage sein kann. Dass Atmosphäre und Emotionen ohne Reflexion und Gehirn entstehen können, dass gerade die abstrakten Melodien und Harmonien von Kali Malone berühren, ohne formelhaft zu sein und inwiefern Intonation und Verzerrung oft reichen, imposante Gemälde zu schaffen, wenn man sie nur zu bedienen weiß.
Programmatisch sind dabei die auch die letzten beiden Titel „The Sound In My Mind“ und „A Sound That Is Alive“. Mäandernde, fast formlose Geschichten, die zeigen, was passiert, wenn aus einer Idee ein Sound wird und dann ein Eigenleben entwickelt, das die Größe der Schöpfer überstrahlt. Mich berührt dieses Album sehr. Es tröstet und spendet Hoffnung, es hat etwas undurchdringlich Magisches und steht plötzlich da wie der Obelisk in Kubricks „2001“ – so als wäre es schon immer da gewesen.













