Plattenkritik: Iron Curtis & Johannes Albert – Moon IV (Frank Music)Episode 4 der Mondreise

Moon IV Cover

Plötzliche Tagträume im Opel Kadett.

Eine wirklich gute Zeit hat man selten mit random Leuten. Ein bisschen Vertrauensvorschuss für eine gute Runde braucht es meines Erachtens schon. Vor allem gehört dazu das Sicherheitsversprechen, dass fröhliche Momente nicht zu schnell abkippen und käsig werden. Iron Curtis und Johannes Albert haben als Moon nun ihr viertes Album veröffentlicht, das mit der römischen Laufnummer IV versehen ist. Seit Album eins verzaubern beide in ihrem Projekt mit Pop-Hymnen für den Dancefloor. Das ist auch beim aktuellen Longplayer nicht anders. Aus einem Nebenprojekt ist im Laufe der Zeit eine richtig gut abgehangene Band geworden. Bei dem Vorgänger zeigte sich schon, wie viel Potenzial gerade in Bezug Produktion die beiden Berliner ins gemeinsame Studio bringen. Album Nummer vier ist wie die anderen retrofuturistsch und klassisch-zeitlos angelebt. Die einzelnen Songs sind aber so präzise produziert und von unnötigem Ballast befreit, dass es wie eine Masterclass in Deep House, Italo Disco, Detroit und Electro klingt.

Auch der balearische Exkurs in „Ohne Dich“ mit Münchner-Freiheit-Sample ist toll, weil es die Referenzen ernst nimmt, nichts mal so eben hinwirft sondern stets mit Respekt und Liebe zum Detail ausformuliert. Das macht vor allem aber Spaß, verliert den Dancefloor nie aus dem Blick, und erinnert bisweilen an die Bestzeiten von Kompakt, als auch hier am Anfang des Jahrtausends klarer Pop mit Charme und Witz auf die Technics und Tanzflächen gebracht wurde. Ganz ohne Ironie und Sarkasmus, sondern weil es einfach gut war. „Moon IV“ ist eine wundervolle, ziemlich classy, Reise. Natürlich am liebsten zum Mond und wieder zurück. Aber meinetwegen auch einfach nur im Auto nach Italien. Über Autobahnen, Alpenpässe und Serpentinen bis hinunter nach Sizilien. Jeden Tag neu entscheiden, was wir tun möchten, Wein, Käse, Sonne – das müssen die ersten Anzeichen des Berliner Winters sein, dass solche Wünsche selbst vor Weihnachten ganz oben auf der Agenda stehen. Den perfekten Soundtrack für diesen positiven Eskapismus hätten wir aber schon mal. Ein schönes Jahresende wünsche ich.

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