Downtempo mit Seele, live und handgemachtAuftritt von Tycho bei KEXP
30.9.2014 • Sounds – Text: Benedikt BentlerIDM-Spezialist Tycho sitzt nicht mehr allein zu Haus zwischen den Geräten. Aus dem Eigenbrötler ist ein Band-Leader geworden. Sein aktuelles Album „Awake“ hat er erstmalig direkt mit mehreren Musikern an mehreren Instrumenten aufgenommen, jetzt touren sie gemeinsam durch die Welt. Seinen Zwischenstopp beim KEXP-Radio in Seattle gibt es nun als Live-Mitschnitt.
Wenn im Rahmen der ersten Alben über Tychos Einflüsse gesprochen wurde, fiel stets der Name des Duos Boards of Canada zuerst. Und tatsächlich war Tychos Sound dem der beiden Brüder aus Schottland nicht unähnlich. Doch spätestens das 2011 erschienene „Dive“ hatte nicht mehr viel davon: Keine beatbefreiten Zwischenstücke mehr, weniger komplex, dafür vielmehr nebenbei. Und das war auch das Problem. Das Album hat kein bisschen gefordert, war eher so die passende musikalische Untermalung für den Sonnenuntergang am Strand, der ironischerweise auch auf dem Cover abgebildet ist. Das aktuelle Album „Awake“ schlägt zwar prinzipiell in die gleiche Kerbe, allerdings hat Tycho erstmalig die Band von Anfang an mit ins Studio genommen - und das ist auch gut so. Denn ganz plötzlich bewegt sich der Chillwave-Sound ein wenig in Richtung Post-Rock, bekommt eine Seele, weil handgemacht, bleibt dabei aber immer noch ganz eingängig und würde selbst den Gehörgängen meiner Eltern schmeicheln. „Awake“ ist das bessere „Dive“, dürfte aber ruhig noch deutlich exzentrischer sein.
Der Auftritt beim KEXP macht deshalb Spaß, weil auch die Bandmitglieder Zac Brown (Bass & Gitarre), Rory O'Connor (Drums), Joe Davancens (Bass, Keyboard, Synthesizer) verdammt gute Musiker sind. Und wer guckt solchen Talenten nicht gern bei dem zu, was sie am besten können?