Bibliotheca: Die Bibel im RemixDinge Design müssen - Teil 13
23.7.2014 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannDas Buch der Bücher auf Kickstarter. Das war überfällig.
Der Designer Adam Greene bringt die Bibel neu raus. So, dass das Standardwerk für Hotelschubladen seiner Zunft nicht länger die Zornesröte und Scham ins Gesicht treibt. Denn die Bibel ist aus Interface-Gesichtspunkten eine Vollkatastrophe. Zu dünnes, durchsichtiges Papier, Klebebindung und dann erst der Text! Ein unübersichtliches Tohuwabohu. Anmerkungen, zu viele Kapitelmarken und dann ist da natürlich noch die Unterteilung in Verse. So viel Rauschen lenkt nur ab. Vom Text. Und um den geht es ja schließlich.
Menschen, die mit religiösem Sujet an die Öffentlichkeit gehen und dafür auf Kickstarter auch noch Geld einsammeln wollen, unterstellt man ja gerne niedere Beweggründe. Evangelikale Tendenzen, freikirchlichen Schwurbel, messianisches Bekehrertum. Greene scheint es jedoch wirklich nur um das Buch zu gehen.
Um zukünftig besser durch die Textwüste navigieren zu können, hat Greene das Werk zunächst auf vier Bände aufgeteilt. Das hauchdünne Papier gegen reguläres getauscht und den Text vom Ballast befreit. Verse und Anmerkungen sind weg. Und weil es sowieso schon dabei war, das Buch neu zu setzen, hat er gleich einen eigenen Font entwickelt. Die Grundlage für seine Bibliotheca die amerikanische Standard-Version. Und deren Sprache hat Greene auch überarbeitet, alte Grammatik und Ausdrucksweisen gegen moderne ersetzt. Sein Ziel, sagt er, sei es gewesen, die Geschichten in den Mittelpunkt zu stellen. Und je einfacher man die lesen kann, desto besser. Dabei geht es nicht nur um den Text, sondern auch um das Handling der Bände. Die klassische Bindung ist dabei nur ein Aspekt.
37.000 Dollar wollte Greene einsammeln, über 400.000 hat er bereits. Das Projekt wird also in die Tat umgesetzt. Mitmacher können ihre neue Bibel zu Weihnachten in den Händen halten. Eine Lieferung nach Europa ist nicht vorgesehen. Schade eigentlich. Auch wenn gutes Design die Krise der Amtskirchen auch nicht beenden kann.