Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Boeing 737 MAX
Zwischen Oktober 2018 und März 2019 stürzten zwei Flugzeuge der Bauart Boeing 737 MAX 8 in Indonesien und in Äthiopien ab. Die Unfälle verursachten 346 Todesopfer und seitdem gilt ein weltweites Flugverbot für die Typen MAX 8 und MAX 9. Früh war klar, dass es sich um eine technische Fehlfunktion handelte. Aber wie konnte es dazu kommen? Und was waren die Hintergründe für dieses Versagen? Für „The New York Times Magazine“ hat der Autor William Langewiesche tiefgründig recherchiert und festgestellt, dass nicht ein einzelnes Modell verantwortlich gemacht werden kann, sondern (wie so oft) eine gesamte Industrie.
The paradox is that the failures of the 737 Max were really the product of an incredible success: a decades-long transformation of the whole business of flying, in which airplanes became so automated and accidents so rare that a cheap air-travel boom was able to take root around the world. Along the way, though, this system never managed to fully account for the unexpected: for the moment when technology fails and humans — a growing population of more than 300,000 airline pilots of variable and largely unpredictable skills — are required to intervene.
Einfach nur weg
Seth Ferranti war ein Drogendealer in den USA, wurde erwischt und täuschte vor einer Anhörung vor Gericht seinen Selbstmord vor. Er wollte verschwinden – sieben Jahre untertauchen: Das ist die Zeitspanne, nachdem verschwundene Personen für tot erklärt wurden. Doch der Plan ging schief. Der gefakte Selbstmord flog auf, und Ferranti landete auf der „Most Wanted List“. Für The Outline hat er aufgeschrieben, was folgte: Flucht nach L.A., Panik und schließlich die Rückkehr in den Drogenhandel. Ein offenherziger Bericht über das Verschwinden.
No matter what I did, though, I was still a fugitive from justice, and every day, I was digging myself even deeper into a hole.
Natascha Strobls #NatsAnalysen
Natascha Strobl untersucht von Wien aus die rechte Bewegung in Europa. Sie hat Bücher über die Identitären und die Neue Rechte mitgeschrieben, hält Vorträge und schreibt und spricht in Medien über das Thema. Dass sie von rechter Seite als linksaktivistisch beschrieben wird, um ihre wissenschaftliche Kompetenz infrage zu stellen – geschenkt. Ihr Twitter-Account gehört zu den Stimmen, an denen man in den letzten Wochen immer weniger vorbeikommt. Unter dem Hashtag #NatsAnalyse liefert sie Ad-hoc-Analysen aus aktuellen Anlässen per Twitter-Thread. Diese Analysen sind zwar Schnellschüsse und daher sicher nicht unangreifbar, aber ungemein hilfreich für ein tieferes Verständnis rechter Methoden und Kommunikationsstrategien. Hier verlinkt: die #NatsAnalysen zu Grönemeyers Wien-Auftritt und dem Höcke-Interview.
Wenn wir es bis jetzt common sense fanden, dass man gegen Nazis ist, und es plötzlich kontrovers wird, gegen Nazis zu sein, dann entsteht ein diskursiver Leerraum. Weil eine Selbstverständlichkeit wegfällt. Und diese wird dann gleich von rechts gefüllt: Nazis haben halt auch eine Meinung und es ist undemokratisch, wenn man öffentlich gegen sie ist, weil auch wenn man nicht derselben Meinung ist, so sollen sie diese äußern dürfen. Diese Logik tritt an Stelle des bisher Selbstverständlichen.
Universal Basic Assets
Lange Zeit war der US-amerikanische Medientheoretiker und Querdenker Douglas Rushkoff ein Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens, jetzt ist er es nicht mehr. Warum? Weil ihm, so schreibt er in diesem Beitrag, klar geworden ist, dass die Kombination aus Geldgabe und immer geringerem Einkommen – evoziert durch das Prekariat, das der digitale Kapitalismus erzeugt – neue Abhängigkeiten schafft. Oder so: Wer Geld bekommt, damit er Geld ausgeben kann, aber nichts zu melden hat, wird aufs Konsumieren reduziert – und trägt damit zu einer immer stärker werdenden Ungleichverteilung bei, macht die Spitzen immer reicher. Sein Vorschlag: Beteiligung an den Unternehmen, zurück in die Hände derer, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass es überhaupt existiert – inklusive der Infrastruktur drumherum.
Instead of kicking over additional, say, 10% in tax for a government UBI fund, how about offering a 10% stake in the company to the people who supply the labor? Or another 10% to the towns and cities who supply the roads and traffic signals? Not just a kickback or tax but a stake.