Leseliste 03. Juni 2018 – andere Medien, andere ThemenCoca-Cola, Burnout, Menschenfeindlichkeit und das Familienunternehmen Europapark

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Coca-Cola kann nicht nachhaltig

In einer umfangreichen Recherche hat sich Christine MacDonald mit dem fragwürdigen Umwelt-Engagement von Coca-Cola auseinandergesetzt. Die Vorwürfe liegen schon seit Jahren auf dem Tisch. Coca-Cola – genau wie andere Getränkehersteller – stellt die Produkte lokal her und verbraucht dabei oft das Wasser, das in den Regionen knapp ist und für wichtigere Dinge eingesetzt werden müsste. 2007 hatte das Unternehmen die passende Marketing-Antwort parat. Bis 2020 wolle man „wasserneutral“ produzieren – also für jeden verbrauchten Tropfen Wasser einen zurückgeben und die örtliche Infrastruktur und Umwelt unterstützen. Doch: Man merkte schnell, dass das gar nicht möglich ist. Die landwirtschaftliche Produktion der Zuckerrüben verschlingt einfach zu viel Wasser: Da sind die Mengen, die bei der Abfüllung benötigt werden, schon fast vernachlässigungswürdig. Also ruderte man zurück und konzentrierte die Anstrengungen auf genau diesen Wasseranteil. Und betreibt stattdessen verstärkt Lobbyarbeit. Praktisch alle Umweltorganisationen weltweit werden von Coca-Cola großzügig unterstützt, und auch mit Regierungen arbeitet man eng zusammen. Der Vorwurf dabei: So sichert man sich Wasserrechte. Ein großartiger Artikel, der wieder einmal beweist, das nicht jedes Geschäftsmodell unendlich skalieren kann – skalieren darf.

„Nearly 99 Percent of its water use is left unaccounted for.“

Coke claims to give back as much water it uses. An investigation shows it isn’t even close

Hinterm Horizont geht's nicht mehr weiter

Burnout, die Staublunge der digitalen Gesellschaft. Doch warum eigentlich und woher? Der Soziologe Hartmut Rosa sieht den Grund in der neuen Zivilisationskrankheit nicht, wie so oft zu lesen, in Stress und Überarbeitung. Sondern darin, dass die technischen Errungenschaften der modernen Gesellschaft das Leben akzelerieren, gekoppelt mit der Ausweitung des persönlichen Horizonts – der infolgedessen unerreichbar wird. Je weiter die Welt, je vielfältiger die Optionen, desto größer die Melancholie und gar die Angst, dass ein Leben zu kurz ist, um alles zu erreichen – im wahrsten Sinne des Wortes.

„Die heutigen Zielhorizonte dage­gen scheinen nicht erreichbar zu sein: Optimierung kennt keine Ziellinie. Man kann Quartalszahlen in Unter­nehmen, Quoten in den Medien, Publikationslisten in den Wissenschaften und auch den Body­-Mass-­Index immer weiter verbessern. Völlig gleichgültig, wie effizient, innovativ, groß wir heute sind – morgen müssen wir noch eine Schippe drauflegen, wenn wir unseren Platz halten wollen.“

Worin die wahre Ursache von Burnout liegt

Renaissance der Menschenfeindlichkeit

Deutschland hat so einige Probleme. Marode Schulen, kaputte Brücken, eine korrupte Autoindustrie, mangelndes Breitbandnetz, es fehlen Erzieher und Pflegekräfte, und und und. Gleichzeitig steht Deutschland aber auch gar nicht so schlecht da. Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Aber die politische Diskussion über diese Dinge wird seit zwei Jahren überlagert, von einer über Geflüchtete, Kopftücher, Islamisten und Überfremdung, die angeblich unsere hochgelobten westlichen Werte aushöhlen. Die AfD spricht im Bundestag Dinge ins Mikrofon, die vor fünf Jahren noch nicht einmal am Stammtisch salonfähig waren. Historisch kennt man diese Debattenverschiebung längst – aus der Weimarer Republik. Harald Welzer zeichnet sie für ZEIT Online eindrucksvoll schlüssig nach.

„Demokratien gehen nicht an zu vielen Feinden, sondern an zu wenigen Freunden und Verteidigerinnen zugrunde.“

Die Rückkehr der Menschenfeindlichkeit

Familienunternehmen Europa-Park

Letzte Woche Samstag brach im Europa-Park in Rust ein Feuer aus. Die Themenbereiche Holland und Skandinavien wurden stark in Mitleidenschaft gezogen, die Attraktion „Piraten in Batavia“ ist vollends hinüber. Auf die Besucherzahlen der vergangenen Woche hatte das wohl keinen Einfluss. Auch war der Park am letzten Sonntag schon wieder geöffnet, während die Feuerwehr sich noch um die letzten Brandherde kümmerte. Das Wirtschaftsmagazin brand eins war bereits vor einigen Jahren für eine Reportage über das Unternehmen der Familie Mack im Europa-Park zu Gast. Auch ein heute noch und wieder lesenswerter Einblick in das bunte Familienbusiness in Rust.

„Sein Sohn Thomas zitiert ein heimisches Sprichwort, an das man sich in der Familie hält: ‚Nit gschimpft isch gnug globt‘ – nicht geschimpft ist genug gelobt. ‚Bei manchem Projekt, in dem mein Herzblut steckt, habe ich mich gefragt: Warum hält jetzt der Vater die Begrüßungsansprache und nicht ich?‘“

Die Disneys aus Rust

Wochenend-WalkmanDiesmal mit When Saints Go Machine, Modeselektion Vol. 4 und Marcus Fischer & Simon Scott

Festival-Film: „Escape to Olganitz“Die große Nachtdigital-Dokumentation endlich online