Auf dem Weg: Kadiköy, Istanbul/TürkeiEine Kamera, ein Bild und seine Geschichte

kardiköy

Juli 2011. Zähes, dumpfes Stöhnen.

Katharina, Anton und ich hatten damals ein kleines Apartment, zwei Räume mit Küche, im Istanbuler Stadtteil Kadiköy gemietet. Dieser liegt auf der asiatischen Seite der Stadt und so kreuzten wir diesen Sommer viel mit der Fähre über den Bosporus. Kadiköy ist trotz aller beginnender Gentrifizierung noch sehr religiös, islamisch geprägt, und war damals daher noch recht fremd und spannend für uns.

Gleich zu Beginn hatte uns die Frau, die uns die Wohnungsschlüssel übergeben hatte, eingeschärft, nachts immer die Rollläden herunter zu lassen und uns eigentlich auch am Tage so gegen die Einbrecher zu schützen. Nun konnte man direkt vom Wohnzimmer aus, in dem Katharina und ich auch schliefen, hinaus in den Garten sehen. Nach ein paar Metern ging es steil bergab und so bot sich ein Panoramablick hinüber auf die europäische Seite der Stadt. Große und kleine Schiffe kreuzten unsere Sicht, nachts erstrahlte die Stadt im Schein von Feuerwerkskörpern und eine Gang von Katzen stieg bei uns ein und aus.

Bei Nacht ließen wir allerdings immer wie befohlen die Rollläden hinunter. Drinnen in der stickigen Hitze, verschwitzt im Bett, wurden wir eines nachts von unheimlichen Lauten geweckt. Es schien sich nach genauerem Hören als zähes, dumpfes Stöhnen heraus zu stellen und kam aus dem Garten. Ängstlich wollten wir schon zum Telefonhörer greifen, als uns bewusst wurde, das wir weder die Nummer der Polizei, noch unsere genaue Adresse kannten. Und die Landessprache mit all ihren komplizierten Fällen, die kannten wir schon gar nicht. Was tun? Wir fassten uns ein Herz und leuchteten in den Garten. Nichts! Das Stöhnen kam aus der Wohnung über uns und so komme ich endlich auf das Bild dieser Woche: Hier sitzt die bezaubernde Katharina unten auf der Veranda, schaut auf den Sonnenuntergang und oben läuft der unheimliche Stöhner vorbei. Wie in Blow Up habe ich das erst viel später, Zuhause auf dem Bild entdeckt!

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

Letzte Woche war Fabian an der Grenze zwischen Armenien und Georgien unterwegs.

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