Auf dem Weg: Grenze Armenien/GeorgienEine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
2.7.2014 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaSeptember 2008. Gestrandet in Armenien.
Ein kurzer Ausflug nach Armenien lag hinter uns. Mit einem voll besetzten Bus starteten Lorenz und ich in Tiflis zu diesem kurzen Trip. Es ging über den Kaukasus, der Bus ächzte steile Serpentinen hinauf und hinunter nach Armenien. Wir besuchten Eriwan, natürlich, sowie den Sewan See, versteht sich von selbst.
Danach langweilten wir uns noch einige Zeit in der Schweiz des Kaukasus. Nun waren wir hier in diesem kleinen Grenzort gestrandet, an dessen Namen ich mich schlicht weg nicht erinnern kann, und warteten auf den Bus zurück zur Grenze. Eingeschlossen von hohen Bergen vergingen die Stunden. Die Taxifahrer lauerten. Nichts tat sich. Eine voluminöse Frau, vielleicht die örtliche Patin, versicherte uns es würde kein Bus mehr kommen, es würde uns nur eine teure Taxifahrt zur Grenze übrig bleiben. Wir harrten aus. Die Stunden bis zum Rückflug von Tiflis verstrichen. Ich warf einen Blick hinein zum Fleischer. Eine grobschlächtige Frau hackte Fleisch in Stücke und ein schmaler, ausgemergelter Mann mit finsterem Blick schaute schief in unsere Richtung. Die Wolken hinterm Horizont verfinsterten sich. Wunderbar.
Selten gelingt es einem an diesen Punkt zu gelangen, an dem sich das Gefühl einstellt, wirklich unterwegs zu sein und nicht mehr auf vertrautem Boden zu stehen. Also nicht zu wissen, was als nächstes geschehen wird. Herrlich. Dafür hatte sich die Reise gelohnt. Wir hatten unsere Welt, unser Zuhause verlassen. Dann kam der Bus und alles ging wieder seinen Gang. Es bleiben die Fotos aus dem Ort, sie sind die interessantesten dieser Reise.
Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.
Letzte Woche war Fabian in Tamil Nadu/Indien.