Review: Beoplay H8Der erste Bluetooth-Kopfhörer von Bang & Olufsen

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Braun, Apple, Bang & Olufsen: Es gibt Unternehmen in der Elektronik-Branche, bei denen Design mindestens eine genauso große Rolle spielt bzw. gespielt hat wie technische Innovation. Die Dänen von B&O versuchen außerdem seit einiger Zeit mit einer eigenen Lifestyle-Marke – B&O Play – genau jene Produkte anzubieten, die heute bei jungen Menschen en vogue sind: Kopfhörer, kompakte Sound-Anlagen und drahtlose Lautsprecher. Mit dem H8 hat man jetzt dem ersten Kopfhörer auch noch das Kabel abgeschnitten. Wir haben uns den 500 Euro teuren Klopper mal genauer angeschaut.

Bluetooth-Kopfhörer sind, naja, ein wenig schwierig. Generell. Die Drahtlos-Technik ist zwar beliebt und wichtiges Kommunikations-Protokoll zwischen Smartphone und allerhand Zubehör, gleichzeitig aber auch gerne ausgesprochen zickig. Die Übertragung von Daten ist zwar deutlich stromsparender als über WiFi, kann aber längst nicht die Bandbreite abdecken, die gerade bei Musik benötigt wird. Das war das Mantra der vergangenen Jahre. Seit der Einführung des aktuellen Standards 4.0 ist das aber besser geworden. Nur ein Grund von vielen, warum die kabellosen Lautsprecher immer noch the shit sind. Aber nicht nur die Technik ist besser geworden, unsere Ohren auch deutlich schlechter. Vielleicht hat genau diese Kombination dazu geführt, dass Bluetooth-Kopfhörer mittlerweile so beliebt sind, und von so ziemlich allen Herstellern auf den Markt geworfen werden, nicht nur von den vermeintlich hippen Neulingen à la Beats. Auch Traditionsmarken wie Sennheiser arbeiten fleißig an kabellosen Varianten ihrer Kopfhörer. Und nun auch Bang & Olufsen. Pardon: B&O Play. Die Dänen sind da etwas empfindlich.

##Das Design
Es gibt viel zu viele Kopfhörer auf dem Markt, und viel zu viele von diesen viel zu vielen sehen viel zu schlimm aus. Ist so. Die neuen Marken haben keine Ahnung von zeitlosem Design, ballern ihr Logo auf die Ohrmuschel aus Plastik und gut ist. Ah, die grellen Farben nicht vergessen. Und die Firmen, die schon lange Kopfhörer bauen, äffen das entweder nach oder bekommen den offenkundigen Gegensatz zwischen Tradition und Zukunft nicht überzeugend geklärt. Beim H8 ist das anders. Ich war nie ein ausgewiesener Fan vom B&O-Design, der H8 jedoch sieht einfach toll aus in meinen Augen. Die dunkle Variante, versteht sich. Die goldene Version wird wohl auch noch die kommenden Jahre nach einer Straßenecke suchen, an der sie rumlungern darf, ohne auf die Fresse zu bekommen. Egal. Der dunkle Kopfhörer ist elegant, genau im richtigen Maß unauffällig und dabei doch sofort wiederzuerkennen. So ein bisschen wie in der Architektur, wenn ein viktorianisches Fabrikgebäude entkernt und dann mit viel Glas und Stahl in die Moderne geführt wird. Das passt einfach. Bequeme Passform, kuschelige Ohrpolster, sympathisch rough anmutendes Leder auf dem Bügel. Und dank des Aluminiums an den Scharnieren auch ziemlich unkaputtbar. Das sollte so ein Kopfhörer auch sein, immerhin kostet er 500 Euro.

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##Die Technik
Der H8 ist nicht nur ein drahtloser Kopfhörer – ein Kabel liegt dennoch bei, keine schlechte Idee, dazu gleich mehr –, sondern integriert auch eine aktive Geräuschunterdrückung. Das heißt, dass die Umgebungsgeräusche mit Hilfe von Mikrofonen herausgefiltert werden und man so – im Idealfall – auch an einem Samstagnachmittag in der Fußgängerzone nur Brian Enos „Music For Airports“ hört und nicht von den Wortgefechten von Familie Müller beim Einkaufsausflug gestört wird. Oder von der Panflöten-Kombo. Das funktioniert beim H8 ausgesprochen gut. An- und ausgeschaltet wird dieser Modus mit einer Wischgeste über die rechte Ohrmuschel. Die ist berührungsempfindlich und die Geräuschunterdrückung ist nur eine von vielen Funktionen, die so erreicht wird.

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Links, rechts, hoch, runter, kurz, lang und doppelt: Die Bedienung ist eine Mischung aus Gebärdensprache und Morse-Alphabet.

Geräuschunterdrückung an/aus, Musikwiedergabe pausieren, weiter zum nächsten Track, Telefonate annehmen, ablehnen und beenden, die Anpassung der Lautstärke, Wahlwiederholung: All dies kann durch kurzes Antippen, längeres Drücken, Hoch- und runterwischen oder auch eine kreisrunde Geste bewerkstelligt werden. Links, rechts, hoch, runter, kurz, lang und doppelt: Die Bedienung ist eine Mischung aus Gebärdensprache und dem Morse-Alphabet. Das muss man mögen, ich fand es eher lästig und vor allem verwirrend. Zumal die Technik auch nur mäßig gut funktioniert und ich anstatt die Musik auszumachen diverse Male die letzte aktive Nummer aus meinem Telefonadressbuch angerufen habe (Sorry!). Die gute Nachricht: Man kann den Schlonz auch einfach Schlonz sein lassen.

Denn die Verbindung zwischen iPhone und dem H8 funktionierte während meiner – leider sehr kurzen – Testphase nicht immer einwandfrei. Das eigentliche Pairing verlief problemlos, die Musikwiedergabe jedoch wurde regelmäßig unterbrochen von kurzen Aussetzern oder nicht mal unfunky klingenden Stotter-Attacken. Was am iPhone schon ordentlich blöd war, wurde am MacBook noch deutlich schlimmer. Woran liegen diese Probleme? Einen Moment lang dachte ich, die aktive Geräuschunterdrückung hätte etwas damit zu tun. Oder weil ich mit Godzilla-Emphase durch die Stadt marschiere und der Kopfhörer mit den Erschütterungen nicht zurechtkommt. Ich höre aber eigentlich nur Arvo Pärt und Indie ohne Schlagzeug im Moment, dazu stampft man nicht. Hmmm. Also habe ich bei Bang & Olufsen nachgefragt. Die Antwort: Der Kopfhörer ist nicht für den drahtlosen Betrieb am Rechner, sondern ausschließlich für die Verwendung mit Smartphones optimiert. Wenn also Laptop, dann bitte mit Kabel. Und wenn es beim Telefon zu solchen Phänomenen kommt, sollte man darauf achten, dass die Funkstrecke zwischen Handy und Kopfhörer so kurz wie möglich ist. Also das Telefon in die linke Jackentasche stecken, damit die linke Ohrmuschel mit der Bluetooth-Technik direkter erreicht wird.

OK!

Leider war mein Testgerät schon wieder bei B&O, als diese Antwort eintrudelte. Wirklich verifizieren konnte ich das also nicht. Zurück zum Positiven: Im drahtlosen Betrieb hält der interne Akku 14 bzw. 16 Stunden durch (ohne und mit Geräuschunterdrückung). Nutzt man ein Kabel und die Geräuschunterdrückung, sind es 35 Stunden.

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##Der Sound
Wie klingt er nun, der Beoplay H8? Mir gefällt der Sound ausgesprochen gut. An die Betonung der tiefen Frequenzen hat man sich ja 2015 schon längst gewöhnt, der Punch hält sich aber dankenswerterweise sehr in Grenzen. Das Klangbild des H8 ist insgesamt sehr ausgewogen und gerade in den Höhen ausgesprochen angenehm. Kein Klirren, kein Zerren, jeder Klang sitzt dort, wo er hingehört. Nichts anderes würde ich für 500 Euro gelten lassen, da der H8 jedoch in der Tat mein erster Bluetooth-Kopfhörer überhaupt war, fehlt mir der direkte Vergleich. Ob das passt oder nicht, hängt sowieso von der eigenen Musiksammlung und dem Zustand eurer Gehörknöchelchen ab. Die offiziellen Messwerte bescheinigen dem H8 einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20.000 Hz.

Wer sich zum Kauf des H8 entscheidet, sollte auf jeden Fall den Kassenzettel aufheben, nicht nur wegen des Finanzamtes. Vielleicht war mein Exemplar eines dieser Montagsgeräte, vielleicht lagen die Probleme auch eher am iPhone als am Kopfhörer. Klanglich mochte ich den H8 sehr, das Design erst recht und auch die Passform war für meine Ohren genau richtig. Ob mir das 500 Euro wert wäre? Aktuell nicht. Bevor ich die investiere, muss ich noch die Drahtlos-Versuche der anderen Traditionsfirmen checken.

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