Yoga auf der BandmaschineVon ganz weit draußen: Doku über Ariel Kalmas Esoterik-Ambient
4.12.2014 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannJe langsamer und in sich gekehrter die Musik, desto länger dauert es, bis sie aus den Archiven wieder an die Oberfläche gespült wird. Das gilt auch für Ariel Kalma. Seit den 1970er-Jahren sendete er seine ambienten und - ja! - esoterischen Kompositionen praktisch ins Leere. Jetzt wird die große Werkschau veröffentlicht. Und uns in 30 Minuten Bewegtbild näher gebracht. Sieht Kalma nicht ein wenig aus wie Kieran Hebden aka Four Tet? Na also.
„Music for me is the closest thing to silence.“ Sagt Kalma gleich zu Beginn der die Compilation begleitenden Dokumentation. Manchmal ist es gut, sich auf ein Thema einfach einzulassen. Und wenn so ein Sager den Anfang markiert, dann umso besser. Ariel Kalmas Musik ist sicherlich nichts für jeden, schon gar nicht, wenn man sich in der heutigen Musiklandschaft umschaut. Alt und eso! Na super. Aber die Geschichte von Kalma geht weiter und tiefer. Damals, in den 60ern und 70ern, da war das eben so. Da reisten Musiker nach Indien und kamen transformiert zurück. Wenn sie überhaupt zurückkamen. So auch Kalma. Vom Rocker und Studio-Mucker zu ... tja, zu was überhaupt? Wie dem auch sei: So war das damals. Wer das nicht glaubt, kämpfe sich auf eigene Gefahr durch die weniger bekannten Platten auf Brian Enos Label. Da schlottert einem das Batikhemd, versprochen.
Heute aber, heute sind wir erwachsen, reflektiert, können mehr ertragen, vor allem, wenn es die Kombination aus Ruhe und Musik verspricht. Außerdem sind wir wissbegierig, freuen uns über jede Zeitreise, die uns angeboten wird. Und diese Doku ist eine. Der alte Herr erzählt voller Freude über seine Aufnahmetechniken, erklärt das selbst ausgedachte Echo-Prinzip, das er mit zwei Bandmaschinen umgesetzt hat und praktisch zeitgleich über die wilde Zeit der Musique Concrète, die er als Mitarbeiter hautnah miterlebt hat, im „Studio GRM“ in Paris, gegründet von Pierre Henry.
Es ist keine Überraschung, dass die Compilation „An Evolutionary Music (Original Recordings: 1972 - 1979)“ auf RVNG Intl. erscheint. Das Label hat sich mittlerweile einen Namen als Archivarius für verschollen geglaubte alte Perlen gemacht, sei es Kerry Leimer oder Craig Leon. Mit dem großen Unterschied, dass Ariel Kalma einfach noch viel weiter draußen ist.
Ariel Kalma, An Evolutionary Music (Original Recordings: 1972 - 1979), erscheint auf RVNG Intl.