Drei Alben, drei Tipps, drei Meinungen. In unserer samstäglichen Filter-Kolumne wirft die Redaktion Musik in die Runde, die erwähnenswert ist. Weil sie neu ist, plötzlich wieder relevant, gerade entdeckt oder nie vergessen.
##Luke Vibert - Bizarster
Thaddeus: Platten von Luke (ich nenne ihn ab sofort nur noch Francis, nach seinem zweiten Vornamen) klingen seit geraumer Zeit wie eine musikalische Enzyklopädie. Francis ist aber auch in einer sehr komfortablen Situation. Da hat jemand den britischen Rave über Jahre entscheidend geprägt, ohne dabei jemals wirklich im Rampenlicht zu stehen, „Plug“ und „Wagon Christ“ hin oder her. Aus der zweiten Reihe steuert es sich einfach besser. Francis ist ein Verfechter der Erinnerung. Das hat keine nostalgischen Gründe, für Francis ist die Erinnerung ein Statement, ein Argument für das Unverfälschte. Und das, wo doch Erinnerungen immer irgendwie verfremdet daherkommen. „Bizarster“ ist sein 9. Album. Und ist ein wohl temperierter Pool der alten Tricks, die auch 2015 immer noch niemand besser droppt als er. Weil er sich eben nicht auf einen Aspekt der Vergangenheit beschränkt, sich nicht scheut, die Samples zu verwenden, die Referenzen zu bemühen, die in dieser Musik nie eine Rolle spielten, abseits der kurzen Lachnummern. Auf dem besten Track des Albums singt Phil Collins. Das kann halt nur Francis. Das so zu drehen, dass es mehr ist, als die kurze Lachnummer. Einfach unfassbar gut. Wie immer halt. Und wann kommt eigentlich das „Amen Andrews“-Album?
##Pillowdiver - Sleeping Pills
Ji-Hun: Als ich vergangene Woche Iron Curtis zum Filter-Tape-Interview traf, sprachen wir unter anderem über Lieblingsmusik. Johannes schwärmte mir von der Platte „Sleeping Pills“ von Pillowdiver aus dem Jahr 2009 vor, die ich (natürlich) noch nicht kannte. Hinter Pillowdiver steckt der Berliner Gitarrist und Produzent René Margraff und bei Pillowdiver steht trotz des elektronischen, ambienten Rasters die E-Gitarre im Vordergund. Für einen Fan von Fennesz oder auch The Gentlemen Losers wie mich ist das natürlich eine Steilvorlage. Ich habe das ziemlich gute Gefühl, dass ich nicht enttäuscht werde ...
##Mogwai - Central Belters
Benedikt: 20 Jahre Mogwai. Da kann man auch mal eine große Best-of-Box mit sechs LPs bzw. drei CDs herausbringen. Zugegeben, mit meinen 25 Jahren bin ich wohl kaum Fan der ersten Stunde. Und entgegen vieler altgesottener Mogwai-Fans, finde ich die neueren, elektronischeren Sachen viel interessanter, als die früheren Releases. „Rave Tapes“ aus 2014 war das erste Album der Band, das es auch in die Top 10 der UK-Charts geschafft hat. Und „Rave Tapes“ war auch erst der Start meiner intensiven Auseinandersetzung mit den schottischen Postrockern aus Glasgow. Umso besser, dass „Central Belters“ nun eine von der Band selbst kuratierte Tour durch die Geschichte von Mogwai liefert – inkl. B-Seiten und Outtakes. Tatsächlich eine gelungene Auswahl.