Mixe gibt es wie Sand am Meer. Einige sind großartig. Dieser hier lässt gleich zu Jahresbeginn nicht nur unsere Brillen beschlagen, sondern nimmt uns mit auf eine globale Musik-Recherche.
Der seit langer Zeit in Berlin lebende Schwede Henrik Jonsson lässt sich musikalisch nicht recht fassen und einordnen. Zu groß ist sein Interesse an Sound. Platten veröffentlicht er schon sehr lange. Nur wie die klingen, das weiß man vorher nie so genau. Ja, elektronisch ist das immer irgendwie, Jonssons Kosmos reicht dabei aber von verrauschten Ambient-Epen bis zu lupenreinen Dancefloor-Zerlegern.
Porn Sword Tobacco war das Projekt, mit dem sich Jonsson 2004 auf eine musikalische Reise begab, die weder ein festes Ziel hat, noch ein zeitlich befristetes Ticket aufweist. Nach vier Platten schlummerte das Projekt zunächst eine Weile, vor drei Jahren belebte er es schließlich wieder. Mit neuem Fokus und unter völlig anderen Umständen. Auf Labeln wie Kontra-Musik Records oder Aniara, die fest auf dem Dancefloor verortet sind und doch oft die so dringend benötigten Alternativen zum Einheitsbrei liefern. In diesen Club der „Problemlöser“ passt Henrik Jonsson hervorragend hinein. Weil: He doesn't give a fuck. Aus guten Gründen. Dancefloor kann er aus dem Effeff, das muss man nicht mit jedem Track neu beweisen.
Jonsson ist jemand, der sich Zeit nimmt. Für Platten sowieso, aber auch für Mixe wie diesen hier. Denn ein Mix ist für ihn genau das gleiche wie eine Schallplatte. Die muss produziert werden, muss gut klingen und so viele Ideen wie möglich beinhalten, Hörerinnen und Hörer mitnehmen auf eine Reise. Wenn Jonsson mixt, dann macht er das in seinem Studio. Sortiert Platten, sichtet Samples und schmeißt vor allem seine große Sammlung analoger Maschinen im Takt dazu an. Denn genau wie man Basslines filtern und mit einem Delay versehen und dann durch den Step-Sequenzer schicken kann, kann man das auch mit Platten tun. Und genau das macht Jonsson. Wer also in diesem Mix hier einen Track entdeckt, den er unbedingt haben muss, sei gewarnt: Auf Platte klingt der bestimmt anders. Und für die etwaige Identifizierung muss man eh Shazam oder einen ähnlichen Dienst bemühen. Mit dem Tracklisting rückt Jonsson nicht raus, zumindest nicht freiwillig. Was von ihm ist dabei. Soviel ist klar. Und Reggae und viel Afrika und eine kurze House-Eskapade und Autechre. Aber nur zehn Sekunden.